Erfolg für Front National:Rechtsextremer gewinnt Kantonalwahl in Südfrankreich

Den großen Parteien in Frankreich erwächst eine unangenehme Konkurrenz: Der Front National triumphiert bei einer Kantonalwahl im Süden des Landes. Die Rechtsextremen sehen das als gutes Omen für die Europawahl.

Der rechtsextreme Front National (FN) hat im Süden Frankreichs eine viel beachtete Kantonalwahl gewonnen. Der für die umstrittene Partei angetretene Kandidat Laurent Lopez setzte sich am Sonntag im Kanton Brignoles in einer Stichwahl gegen die Kandidatin der konservativen UMP durch. Lopez holte 53,9 Prozent der Stimmen, wie die Behörden am Abend mitteilten.

Der von den regierenden Sozialisten um Präsident François Hollande unterstützte Bewerber war schon in der ersten Abstimmungsrunde vor einer Woche ausgeschieden. Die Partei hatte daraufhin die Kandidatin der konservativen UMP unterstützt.

Es ist umstritten, ob die Wahl in Brignoles einen aussagekräftigen Stimmungstest für die 2014 bevorstehenden Kommunal- und Europawahlen darstellt.

Im Regierungslager von Hollande löste der Erfolg der Rechten Beunruhigung aus. Der Stimmenzuwachs der FN sei eine Abmahnung für alle, sagte Arbeitsminister Michel Sapin. Zuvor hatte Bildungsminister Vincent Peillon von einer "schlechten Nachricht für die Demokratie und die Republik gesprochen".

In dem Verwaltungsgebiet mit etwa 30.000 Einwohnern hatte sich bereits 2011 ein Kandidat des Front National durchgesetzt. Das Wahlergebnis wurde allerdings annulliert - wie auch das der Nachwahl im Jahr 2012. Die Wahl jetzt war der dritte Anlauf, einen Vertreter des Kantons für den Generalrat im Département Var zu bestimmen.

Front National hofft auf Zuspruch bei Europawahl

Der Front National erhielt zuletzt auch in Umfragen auf nationaler Ebene auf aufsehenerregend gute Zustimmungswerte. Nach Befragungsergebnissen, die in der vergangenen Woche vom Magazin Le Nouvel Observateur veröffentlicht wurden, könnte die Partei um Marine Le Pen bei der Europawahl im Mai mit einem Stimmenanteil von 24 Prozent stärkste Partei werden. Die regierenden Sozialisten um Präsident Hollande kämen derzeit nur auf 19 Prozent, die Konservativen von der UMP auf 22 Prozent.

"Unsere Priorität ist es jetzt dafür zu sorgen, an die Macht zu kommen", kommentierte Parteichefin Le Pen den Wahlerfolg am Sonntagabend. Bildungsminister Vincent Peillon nannte das Ergebnis eine "eine schlechte Nachricht für die Demokratie und die Republik".

Als Ursache für den starken Zuspruch für die Rechtsextremen gilt die Enttäuschung über die etablierten Parteien. Den regierenden Sozialisten wird vorgeworfen, die hohe Arbeitslosigkeit nicht in den Griff zu bekommen und zu wenig gegen die Kriminalitäts- und Flüchtlingsproblematik zu tun. Die konservative UMP macht seit der Wahlniederlage von Nicolas Sarkozy gegen Hollande im Mai 2012 vor allem mit parteiinternen Machtkämpfen Schlagzeilen.

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