Das Abendland steht im Regen. Es trägt Deutschlandfahnen in der Hand, ist im Schnitt älter als 60 Jahre, hat häufig einen kleinen Hund dabei und findet, Muslime sollten in Deutschland kein Asyl kriegen. Weil: "Freiheit für Christen". Das steht auf einigen der weißen Schilder, die die Demonstranten des Berliner Pegida-Ablegers "Bärgida" (kein Witz) am Roten Rathaus in die Höhe halten. Eigentlich sind es eher Zettel, die sich kläglich ausmachen im Vergleich zu dem Meer an Fahnen und Transparenten, die auf der anderen Seite der Absperrung, auf Seiten der Gegendemo, in den Nachthimmel ragen.
Höchstens 300 Bärgida-Demonstranten sind gekommen. Die Gegenveranstaltung nahe des Roten Rathauses kommt auf 5000, sagt die Polizei. Dort drängen sich Antifa, Gewerkschaften, Politiker von Linkspartei, Grünen und SPD und übertönen mit ihren Sprechchören das Mikro der Bärgida. "Kein Mensch ist illegal - Bleiberecht, überall." Oder: "Haut ab, haut ab."
Der Bärgida-Zug will eigentlich in Richtung Brandenburger Tor, doch die Gegendemonstranten blockieren den Weg. Dazwischen die Polizei, die die Demonstranten mehrmals vergeblich auffordert, den Weg frei zu geben. Am Brandenburger Tor sind noch einmal 1000 Gegendemonstranten einem Aufruf der türkischen Gemeinde gefolgt. Dort danken die Veranstalter Polizei und Politik - für nette Gesten und gute Organisation.
Auch außerhalb von Berlin demonstrieren am Montagabend Tausende Menschen gegen die islamfeindliche Pegida-Bewegung. Es kommt in Münster, Köln, Stuttgart, Hamburg und München zu größeren Protestaktionen gegen Islam- und Fremdenfeindlichkeit. Insgesamt mehr als 20 000 Gegendemonstranten sind außerhalb Dresdens auf den Straßen, sie stehen jeweils nur einigen hundert Pegida-Anhängern gegenüber. In Dresden ist das Verhältnis umgekehrt. Dort gehen am Montag der Polizei zufolge 18 000 Pegida-Anhänger gegen eine angebliche "Islamisierung" Deutschlands auf die Straße. In der Stadt ist Pegida weiterhin stark - als Massenbewegung bleibt es vorerst eine Dresdner Spezialität.
In Köln schalten aus Protest viele Gebäude die Beleuchtung ab. Auch der Dom ist am Abend völlig dunkel. Ebenso der Fernsehturm und das Brandenburger Tor in Berlin. Zuvor hatte auch die Semperoper in Dresden bei Demonstrationen der Islam-Gegner die Beleuchtung an dem berühmten Bauwerk ausgeschaltet.