Süddeutsche Zeitung

Streit um Erdgasvorkommen:Griechenland und die Türkei überziehen sich mit Vorwürfen

Ankara droht für den Fall einer Ausdehnung der griechischen Territorialgewässer mit einer militärischen Auseinandersetzung. Mit ihren Drohungen betreibe die Türkei eine Politik wie im 19. Jahrhundert, erwidert Athen.

Im Streit um Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer überziehen sich die Nato-Partner Griechenland und Türkei weiter mit gegenseitigen Vorwürfen. Der griechische Energieminister Kostis Chatzidakis hielt der Türkei am Sonntag im Nachrichtensender Skai vor, mit Kriegsdrohungen eine Politik wie im 19. Jahrhundert zu betreiben. "Der Größenwahn und die Wichtigtuerei auf der anderen Seite der Ägäis sind ein schlechter Berater", sagte Chatzidakis.

Die Türkei hatte Griechenland zuvor für den Fall einer Ausdehnung seiner Territorialgewässer in der Ägäis offen mit einer militärischen Auseinandersetzung gedroht. "Wenn das kein Kriegsgrund ist, was denn sonst?", sagte Vizepräsident Fuat Oktay der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge am Samstag. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu erklärte: "Das wäre ein Grund für einen Krieg, der Casus Belli."

Die Taktik der Türkei, ihren Nachbarn mit Krieg zu drohen, wenn sie ihre legalen Rechte in die Tat umzusetzen versuchten, sei "gegen die internationale politische Kultur", erklärte das griechische Außenministerium in Athen daraufhin.

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte am Mittwoch im Parlament erklärt, Griechenland dehne seine Hoheitszone im - Italien zugewandten - Ionischen Meer von 6 auf 12 Seemeilen aus. In Seegebieten, wo andere Staaten mehr als 24 Seemeilen entfernt seien, könne dies möglicherweise ebenfalls geschehen.

Oktay erklärte, Ankara werde seine Rechte zur See ungeachtet aller Kosten verteidigen. Er rief zudem die EU auf, "fair" zu sein. Die Europäische Union sei kein internationales Gericht, das bestimme, was Recht und Unrecht sei. Die EU-Außenminister hatten am Freitag Ankara ultimativ zum Dialog mit Griechenland aufgerufen. Andernfalls könne der EU-Sondergipfel am 24. September über weitere Strafmaßnahmen gegen die Türkei diskutieren.

Im östlichen Mittelmeer werden große Erdgasvorkommen vermutet. Die Türkei erkundet den Untergrund in Seegebieten, die von Zypern oder Griechenland beansprucht werden. Die griechischen und türkischen Streitkräfte halten Manöver in der Region ab. Der Konflikt hat eine lange Vorgeschichte. Das türkische Parlament hatte auch schon 1995 eine Ausdehnung der griechischen Hoheitsgewässer in der Ägäis zum "Kriegsgrund" erklärt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5014593
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/dit/mkoh
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.