Türkei:Schnellere Visa für Erdbeben-Betroffene

Türkei: Angehörige und Nachbarn verfolgen die Bergung von Opfern aus den Trümmern eines Hauses. Helferteams aus der ganzen Welt sind im Katastrophengebiet im Einsatz.

Angehörige und Nachbarn verfolgen die Bergung von Opfern aus den Trümmern eines Hauses. Helferteams aus der ganzen Welt sind im Katastrophengebiet im Einsatz.

(Foto: Boris Roessler/dpa)

Die Bundesregierung kündigt an, dass vom Erdbeben betroffene Menschen in der Türkei über ein unbürokratisches Visaverfahren die Möglichkeit erhalten, zeitweise bei Angehörigen in Deutschland unterzukommen. Die UN befürchtet, dass die Zahl der Toten auf mehr als 50 000 steigen könnte.

In Deutschland bangen Zehntausende Menschen mit türkischen Wurzeln um ihre Angehörigen im Erdbebengebiet. Sie würden diese gern aus der bitteren Not herausholen und bei sich aufnehmen. Das will die Bundesregierung jetzt erleichtern. Vom Erdbeben betroffene Menschen in der Türkei sollen über ein unbürokratisches Visaverfahren die Möglichkeit erhalten, zeitweise bei Angehörigen in Deutschland unterzukommen. Das teilten das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium am Samstag in Berlin mit.

"Als Bundesregierung wollen wir helfen, dass Familien in Deutschland Angehörige, die vom Erdbeben betroffen sind, vorübergehend bei sich aufnehmen können, wenn sie kein Dach mehr über dem Kopf haben oder medizinische Behandlung brauchen", sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Das Auswärtige Amt hat ihren Angaben zufolge gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium eine Task Force gebildet. "Ziel ist es, das Visaverfahren für diese Fälle so unbürokratisch wie möglich zu machen." Das Auswärtige Amt habe schon jetzt sein Personal an den Auslandsvertretungen verstärkt und Kapazitäten an den Visa-Annahmezentren in der Türkei umgeschichtet.

Die Visa sollen drei Monate gültig sein

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf Twitter: "Es geht um Hilfe in der Not. Wir wollen ermöglichen, dass türkische oder syrische Familien in Deutschland enge Verwandte aus der Katastrophenregion unbürokratisch zu sich holen können." Dies solle mit regulären Visa geschehen, die schnell erteilt würden und drei Monate gültig sein sollten.

Die Regelung richtet sich an Erdbebengeschädigte, die in Deutschland bei Familienangehörigen ersten oder zweiten Grades mit deutscher Staatsbürgerschaft oder einem dauerhaften Aufenthaltsrecht Zuflucht suchen wollen. Das aufnehmende Familienmitglied muss zudem eine Erklärung abgeben, in der es sich verpflichtet, für den Lebensunterhalt und die spätere Ausreise des Aufgenommenen aufzukommen. Alle Anforderungen eines regulären Visumverfahrens werden allerdings nicht aufgehoben. So muss der Antragsteller zum Beispiel in der Regel einen gültigen Reisepass vorweisen können.

Nach der Erdbebenkatastrophe im syrisch-türkischen Grenzgebiet wurden bislang mehr als 30 000 Tote gemeldet, die Zahl der Todesopfer wird nach Schätzungen der Vereinten Nationen auf mehr als 50 000 steigen. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sagte dem Sender Sky News am Sonntag im türkischen Erdbebengebiet Kahramanmaras, Schätzungen seien schwierig, aber die Zahl der Todesopfer könnte sich "verdoppeln oder mehr". Das sei "erschreckend". Eine Woche nach den Beben wächst in den betroffenen Gebieten zudem die Gefahr von Krankheiten. Gegen mehr als 100 Menschen, die verantwortlich sein sollen, dass Gebäude in der Türkei eingestürzt sind, wurde mittlerweile Haftbefehl erlassen. Aufgrund der zunehmend verzweifelten Situation soll es in der Türkei auch zu Tumulten gekommen sein, weswegen mehrere Hilfsorganisationen ihren Einsatz zeitweise unterbrachen.

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