Pazifikküste:Schweres Erdbeben erschüttert Mexiko vor Steinmeier-Besuch

Pazifikküste: Weil die Erde bebt, verlassen Menschen in Mexiko-Stadt ihre Häuser und versammeln sich auf der Straße.

Weil die Erde bebt, verlassen Menschen in Mexiko-Stadt ihre Häuser und versammeln sich auf der Straße.

(Foto: Fernando Llano/dpa)

Schon wieder ist es ein 19. September, an dem die Erde bebt. Der Tag hat in Mexiko eine traurige Geschichte.

Wenige Stunden vor einem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Mexiko hat ein schweres Erdbeben die zentrale Pazifikküste des Landes erschüttert. Die US-Behörde USGS gab die Stärke mit 7,6 an, das mexikanische Seismologische Institut mit 7,7. Das Zentrum des Bebens lag demnach südöstlich der Stadt Aquila im Bundesstaat Michoacán an der mexikanischen Pazifikküste. Die US-Wetterbehörde NOAA sprach eine Tsunami-Warnung aus. Es seien gefährliche Tsunami-Wellen möglich. Auch der mexikanische Zivilschutz warnte vor einem Tsunami, relativierte jedoch, dass ein signifikanter Anstieg des Meeresspiegels nicht erwartet werde.

Ein Mensch kam nach Angaben der mexikanischen Regierung durch herabstürzende Teile in der Hafenstadt Manzanillo im Bundesstaat Colima ums Leben. Eine weitere Person wurde demnach in einem Krankenhaus in Michoacán durch Glas verletzt. Millionen Menschen in dem 126-Millionen-Einwohner-Land spürten das Beben. Viele versammelten sich unter freiem Himmel.

In der auf das Beben folgenden Stunde gab es mehr als 70 Nachbeben, das schwerste mit einer Stärke von 5,1, wie die nationale Koordinatorin des Katastrophenschutzes, Laura Velázquez, bei einer Sitzung des Nationalen Notfallkomitees mitteilte.

Ingenieure und technische Teams in den am meisten betroffenen Gegenden, den Bundesstaaten Colima und Michoacán, prüften den genauen Zustand von Gebäuden und Infrastruktur-Einrichtungen, hieß es von Seiten der Regierung. Nach Angaben der Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum, wurden dort zunächst keine schweren Schäden gemeldet. Medien wie der Sender Televisa und die Zeitung El Universal berichten von Schäden anderswo. Ein Krankenhaus in der Gemeinde Maruata in Michoacán wurde schwer beschädigt und Patienten in Sicherheit gebracht. Der Schulunterricht wurde am Nachmittag vorerst in mehreren Staaten ausgesetzt.

Viele Tote am 19. September

In Mexiko-Stadt wurde ein Erdbebenalarm ausgelöst - kurz nachdem landesweit am Nachmittag eine Katastrophenschutz-Übung am Jahrestag der schweren Erdbeben von 2017 stattgefunden hatte, wie El Universal berichtet. Der 19. September ist in Mexiko ein Datum mit trauriger Geschichte: Vor 37 Jahren erschütterte an diesem Tag ein Erdbeben Mexiko-Stadt, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen. Am 19. September 2017 bebte die Erde erneut - in der Folge starben 369 Menschen, davon 228 in Mexiko-Stadt.

Die ganze Westküste Süd-, Mittel- und Nordamerikas liegt am Pazifischen Feuerring. Das ist die geologisch aktivste Region der Welt. Dort ereignen sich 90 Prozent aller Erdbeben weltweit. "Das Zusammentreffen der Erdbeben des 19. September verdient es, neue wissenschaftliche Forschungslinien zu öffnen", hieß es in einem Tweet der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko. Dies müsse mit Ernsthaftigkeit und Methodologie gemacht werden.

Bundespräsident Steinmeier will das Land an diesem Dienstag besuchen. Die Reise war lange geplant. Steinmeier will angesichts des Kriegs in der Ukraine für einen Schulterschluss der Demokratien weltweit werben. Unter anderem hält er am Dienstag eine Rede vor dem Senat, der für Außenpolitik zuständigen Kammer des mexikanischen Kongresses. "Mexiko ist uns politisch und wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich ein wichtiger Partner", sagte Steinmeier am Montag vor dem Abflug nach Mexiko-Stadt.

Es ist zu erwarten, dass die Äußerungen des deutschen Bundespräsidenten in Mexiko nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Das nordamerikanische Land hat bislang eine differenzierte Haltung zum russischen Krieg gegen die Ukraine. Präsident Andrés Manuel López Obrador kündigte an, den Vereinten Nationen einen Friedensplan vorzulegen. Ein vom UN-Sicherheitsrat unterstütztes Komitee soll nach seinen Vorstellungen einen Waffenstillstand von mindestens fünf Jahren aushandeln. Die Ukraine lehnt das ab.

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