Entwicklungsländer:Anfällig

Wer die Staaten Afrikas mit dem Coronavirus alleinlässt, riskiert eine Katastrophe. Denn ihre Abwehr ist geschwächt.

Von Anna Reuß

Fast schien es, als könnte das Virus nur reichen Staaten etwas anhaben. Es erreichte den afrikanischen Kontinent erst spät, doch verschont blieb er nicht. Gerade ist die Pandemie dort angekommen. Die Krise wird spürbar, wobei die lebensgefährliche Krankheit selbst nur einen kleinen Teil davon ausmacht.

Entwicklungsländer sind verwundbarer, weil die Mehrheit der Menschen ihr Einkommen im informellen Sektor verdient. Der Alltag ist nun vom Virus gelähmt, die Märkte sind geschlossen, öffentliche Veranstaltungen wurden verboten. Eine Wirtschaftskrise trifft diejenigen erbarmungslos, die keine Kurzarbeit in Anspruch nehmen oder Arbeitslosengeld beantragen können. Auch die Zahlungen der Diaspora aus dem Ausland sind bereits eingebrochen. Und Gewinner der Krise gibt es dort, wo Menschen schon vorher in Angst lebten. Autokraten missbrauchen die Situation, um ungehindert weiter ihre Befugnisse auszudehnen. In schwachen Staaten nutzen bewaffnete Gruppen die Überforderung der Regierungen aus und terrorisieren die Bevölkerung. In vielen Konfliktregionen nahm die Zahl der Anschläge zuletzt zu. In extremistischen Medien wird das Coronavirus als "Strafe Gottes" bezeichnet, die Islamisten wähnen sich als Gegenmittel.

Keine Regierung der Welt war angemessen auf die Epidemie vorbereitet, erst recht nicht in Entwicklungsländern. Werden sie alleingelassen, droht eine Katastrophe.

© SZ vom 25.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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