Entspannung im Atomstreit:Iran lässt Inspektoren nach Ghom

Erfolg für IAEA-Chef El-Baradei in Teheran: In drei Wochen dürfen Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde die Anlage in Ghom unter die Lupe nehmen.

Im lange festgefahrenen Atomstreit mit dem Iran hat die internationale Gemeinschaft Zugeständnisse Teherans erreicht. Nur drei Tage nach den ersten Gesprächen mit den Weltmächten in Genf vereinbarte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Mohammed El Baradei in Teheran, dass IAEA-Inspekteure am 25. Oktober die neue iranische Urananreicherungsanlage nahe der Stadt Ghom kontrollieren werden.

El Baradei, dpa

Erfolgreiche Verhandlungen in Teheran: IAEA-Chef Mohammed El Baradei sieht sich im Atomstreit mit Iran auf dem richtigen Weg.

(Foto: Foto: dpa)

Ali Akbar Salehi, der Leiter der iranischen Atombehörde, will sich zudem am 19. Oktober in Wien mit Vertretern Russlands und Frankreichs treffen. Dann soll es um einen möglichen Transport von bereits niedrig angereichertem Uran aus der Atomfabrik Natans zur weiteren Anreicherung ins Ausland gehen.

Damit erfüllt das Regime zentrale Forderungen der Weltgemeinschaft, die befürchtet, Teheran könnte hoch angereichertes Uran zum Bau von Atombomben abzweigen. Erstmals seit mehr als 14 Monaten hatten am vergangenen Donnerstag Vertreter der Vetomächte im Weltsicherheitsrat plus Deutschlands mit Gesandten des Irans in Genf gesprochen. Die Gespräche sollen noch in diesem Monat fortgesetzt werden.

"Auf dem richtigen Weg"

El Baradei sagte nach seinen Treffen mit Präsident Mahmud Ahmadinedschad und Atomchef Salehi: "Wir befinden uns in einer kritischen Phase, aber ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Zu der vereinbarten Inspektion der Anlage bei Ghom rund 130 Kilometer südlich Teherans erklärte der IAEA-Chef: "Es ist für uns sehr wichtig, die friedliche Natur der neuen Fabrik zu verifizieren".

Er warf dem Iran erneut vor, die IAEA nicht rechtzeitig über den Bau der Anlage informiert zu haben. Er teile die Auffassung der Führung in Teheran nicht, das sie dies nach den Abkommen im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags erst drei Monate vor Inbetriebnahme tun müsse.

Iran hatte vergangene Woche den Bau der Anlage eingeräumt, die Ende kommendes Jahr mit Uran beschickt werden solle. Viele Länder befürchten, dass Iran den Bau von Atombomben anstrebt, obwohl die Regierung immer wieder das Gegenteil beteuert.

Wie die New York Times am Samstag berichtete, verfügt Iran nach einer vertraulichen Analyse der IAEA über genügend Informationen für die Entwicklung und den Bau einer "funktionierenden" Atombombe. Neben den Informationen von ausländischen Experten habe das Land sein Wissen durch eigene umfangreiche Forschung und Tests ausgebaut, meldete das Blatt unter Berufung auf europäische Regierungsvertreter.

Nach Angaben der Zeitung wurden für den Bericht mit dem Titel "Mögliche militärische Dimensionen des Iranischen Nuklearprogramms" eine Reihe von Atomwaffenexperten innerhalb und außerhalb der IAEA herangezogen. Darin ist von einem komplexen Programm unter Leitung des iranischen Verteidigungsministeriums die Rede. Ziel sei die Entwicklung einer atomaren Sprengladung für Shahab-3-Raketen - diese können den Nahen Osten oder Teile Europas erreichen. Nach Informationen der IAEA begann des Programm bereits Anfang 2002.

Wie weit die Arbeit an der Atombombe bereits fortgeschritten ist, lässt der Bericht offen. Zudem weist er in seiner Einleitung darauf hin, dass es sich nur um vorläufige Schlussfolgerungen handele, die weiterer Bestätigung bedürften. Die bisherigen Indizien für das Programm stammten demnach von eigenen Ermittlungen sowie von Geheimdiensten.

Laut New York Times gehen die Schlussfolgerungen der vertraulichen IAEA-Analyse weiter als die bisher öffentlich vertretenen Positionen der meisten Regierungen einschließlich Washingtons.

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