Reisen durch Deutschland sollen im Sommer preiswerter werden: Zwei Bundestags-Beschlüsse vom späten Donnerstagabend verbilligen nicht nur das Tanken und damit das Autofahren für einen Zeitraum von drei Monaten, sondern auch Fahrten mit Bussen und Bahnen - vorausgesetzt, der Bundesrat stimmt an diesem Freitag ebenfalls für das Neun-Euro-Ticket und dessen Finanzierung.
Nach den Plänen von SPD, Grünen und FDP gibt es im Juni, Juli und August Monatskarten zum Preis von neun Euro, mit denen die Menschen deutschlandweit alle Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr nutzen können. Die Einnahmeausfälle sollen durch den Bund ausgeglichen werden - so sieht es das vom Bundestag verabschiedete Gesetz vor. Der geplante Zuschuss von 2,5 Milliarden Euro geht einigen Ländern allerdings nicht weit genug, weshalb die notwendige Zustimmung des Bundesrats an diesem Freitag noch offen ist.
Für denselben dreimonatigen Zeitraum stimmte der Bundestag dafür, die Energiesteuer auf Kraftstoffe auf das in der EU erlaubte Mindestmaß zu reduzieren. Bei Benzin sinkt die Steuerlast damit vorübergehend um 29,55 Cent pro Liter - einschließlich Mehrwertsteuer sogar um knapp 35,2 Cent. Bei Diesel gibt es ein Minus von gut 14 Cent pro Liter beziehungsweise 16,7 Cent mit Mehrwertsteuer. Mit diesen Maßnahmen reagiert die Koalition auf die in den vergangenen Monaten stark gestiegenen Energiepreise.
Darüber hinaus sei das Neun-Euro-Ticket eine "Riesenchance" für klimafreundliche Mobilität, erklärte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bei der abschließenden Plenardebatte. Aus seiner Sicht sei das Vorhaben schon jetzt ein Erfolg: "Ganz Deutschland spricht vom öffentlichen Personennahverkehr." Die Opposition blieb hingegen bei ihrer Kritik: Der CDU-Abgeordnete Michael Donth sprach von einem "teuren Experiment". Er forderte eine "Nachschussverpflichtung", um die explodierenden Kosten von Bus- und Bahnunternehmen zu kompensieren.