Entführter US-Soldat:Taliban veröffentlichen Video von Bergdahl-Freilassung

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Vermummte Männer in Afghanistan, die Bilder verwackelt, der seit fünf Jahren entführte Bowe Bergdahl wirkt extrem angespannt. Dann nähern sich amerikanische Hubschrauber. Die Taliban haben ein Video von der Freilassung des US-Soldaten gedreht.

Es sind seine letzten Sekunden in Gefangenschaft der afghanischen Taliban. Der US-Soldat Bowe Bergdahl sitzt mit angespanntem Gesicht in einem Pick-up und wartet darauf, dass er freikommt. Das ist in einem Video zu sehen, das die islamistischen Kämpfer im Internet veröffentlicht haben. Es zeigt die komplette Freilassung des Gefangenen am vergangenen Samstag. Im Gegenzug ließ die US-Regierung fünf ranghohe afghanische Taliban aus dem Gefangenenlager Guantánamo frei - sie wurden nach Katar gebracht.

Der Wagen, in dem Bergdahl sitzt, parkt neben einer Straße in der ostafghanischen Provinz Chost. Bewaffnete Taliban halten auf umliegenden Hügeln Wache. Neben dem Wagen steht ein Aufständischer mit einer weißen Flagge, ein anderer hält ein Funkgerät in der Hand. Bowe unterhält sich mit einem der Kämpfer.

Schließlich nähern sich amerikanische Hubschrauber, von denen einer landet. Der Mann mit der weißen Flagge und ein weiterer Unbewaffneter führen Bergdahl in Richtung Helikopter. Drei Amerikaner in Zivil, bei denen keine Waffen zu sehen sind, kommen ihnen entgegen. Sie geben sich kurz die Hand, dann bringen die Amerikaner Bergdahl zum Hubschrauber.

"Kehre nicht zurück nach Afghanistan"

Vor dem Einsteigen tasten die Amerikaner Bergdahl ab - wohl um festzustellen, ob er Waffen oder Sprengstoff an seinem Körper trägt. Nachdem der Helikopter abgehoben hat, heißt es in dem Video: "Kehre nicht zurück nach Afghanistan."

Der Austausch hat in den USA eine heftige Debatte ausgelöst. Mehrere republikanische Kongressabgeordnete übten scharfe Kritik an der Abmachung mit den Taliban. Die Vorwürfe gegen das Weißen Haus lauten, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Einige Republikaner beschuldigten Obama zudem des Rechtsbruchs, weil der Präsident den Kongress nicht wie vorgeschrieben 30 Tage vor der Entlassung von Guantánamo-Häftlingen informiert habe. Das US-Militär will ein mögliches Fehlverhalten von Bergdahl vor seinem Verschwinden prüfen.

Präsident Barack Obama verteidigte die Vereinbarung. Der Prozess sei abgekürzt worden, weil man das Zeitfenster nicht habe verpassen wollen. "Die Vereinigten Staaten haben immer eine ziemlich heilige Regel gehabt. Das ist, dass wir unsere Männer und Frauen in Uniform nicht zurücklassen", sagte Obama. Das Weiße Haus entschuldigte sich aber beim Kongress.

Der 28-jährige Bergdahl wird derzeit im US-Militärkrankenhaus Landstuhl bei Kaiserslautern behandelt. Sein Gesundheitszustand sei stabil, erklärten die Ärzte am Dienstagabend. Seine Genesung mache weiter Fortschritte. Wie lange Bergdahl in Deutschland behandelt werde, lasse sich noch nicht absehen.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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