Entführte Schülerinnen:Nigeria lehnt Austausch gegen Häftlinge ab

Die Regierung gibt an, immer gesprächsbereit zu sein - doch eines schließt Nigerias Präsident Goodluck Jonathan jetzt klar aus: Dass er inhaftierte Islamisten laufen lässt, um die von der Boko Haram verschleppten Mädchen zu befreien.

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan ist nicht bereit, die mehr als 200 von der Terrorgruppe Boko Haram verschleppten Schulmädchen gegen inhaftierte Islamisten auszutauschen. Das habe Jonathan im Gespräch mit ihm am Mittwoch sehr klar gemacht, sagte der britische Afrika-Minister Mark Simmonds in Abuja. Der Präsident habe ihm gesagt, er werde "nicht mit Boko Haram über einen Austausch der entführten Mädchen gegen Häftlinge verhandeln".

Der Chef der extremistischen Sekte, Abubakar Shekau, hatte am Montag angedeutet, dass der Austausch eine Möglichkeit sei, dass die Schülerinnen, die sich in seiner Gewalt befinden, zu ihren Familien zurückkehren zu lassen. Einen Tag später hatte der nigerianische Minister Taminu Turaki noch erklärt, die Regierung sei "immer zum Dialog mit den Aufständischen bereit" - was als Signal an Boko Haram verstanden worden war.

Boko-Haram-Kämpfer hatten Mitte April eine Schule in der Stadt Chibok im nordöstlichen Staat Borno überfallen und 276 überwiegend christliche Schülerinnen verschleppt. Einige konnten fliehen, doch werden noch immer mehr als 200 Schülerinnen vermisst. Die Gruppe hatte damit gedroht, die Kinder als Sklaven zu verkaufen. In einem am Montag veröffentlichten Video hatten die Islamisten etwa 130 der Schülerinnen beim gemeinsamen Gebet vorgeführt.

Die USA beteiligen sich bei der Suche nach den Mädchen und setzen dabei auch Drohnen ein, wie das Verteidigungsministerium am Mittwoch bestätigte. Über eine Spur zu den Entführten wurde bislang aber nichts bekannt.

Boko Haram kontrolliert weite Teile im Nordosten Nigerias. Die Gruppe will einen islamischen Staat nach den Grundsätzen der Scharia errichten. Ihr werden zahlreiche tödliche Anschläge der vergangenen Jahre zugeschrieben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: