Am Mittwochabend formierte sich in Großbritannien Widerstand gegen rechtsextreme Ausschreitungen: Laut der Organisation Stand Up to Racism sollen 25 000 Menschen in ganz England gegen Hass und Rassismus auf die Straße gegangen sein, unter anderem in den Städten London, Sheffield, Bristol und Brighton. Laut der britischen Nachrichtenagentur PA versammelten sich in Liverpool mehrere Hundert Menschen, um ein Zentrum für Asylbewerber zu schützen. In Birmingham protestierten Menschen demnach unter anderem gegen Islamhass.
Zuvor war es in Großbritannien seit mehr als einer Woche zu rechtsextremen Krawallen gekommen, nachdem bei einer Messerattacke in der Stadt Southport drei Mädchen getötet worden waren. Daraufhin hatten Randalierer Sicherheitskräfte, Unterkünfte für Asylbewerber und Moscheen angegriffen, Autos und Gebäude in Brand gesetzt. Premierminister Keir Starmer drohte mit der vollen Härte des Gesetzes.
Die Polizei hatte sich daher für die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erneut auf Randale eingestellt. Medienberichten zufolge hatten sie befürchtet, dass auch Anwaltsfirmen und Beratungsstellen, die Asylbewerber bei ihren Anträgen unterstützen, ins Visier geraten könnten. An manchen Orten wurden vorsorglich Maßnahmen getroffen, Fensterfronten wurden mit Brettern geschützt. Ermittler hatten landesweit mit etwa hundert Krawallaktionen gerechnet, die dann aber geringer ausfielen als erwartet. Es zeigten sich offenbar kaum Rechtsextreme. Stattdessen kamen vor allem Gegendemonstranten mit Plakaten und Schildern zusammen, auf denen sie etwa „keinen Platz für Hass“ forderten. In Brighton hätten Polizisten einigen rechtsextremen Demonstranten den Weg aus der Menge von Gegendemonstranten bahnen müssen, berichtete PA. Vereinzelt kam es am Mittwochabend auch zu Festnahmen.
Die Innenministerin dankt der Polizei
Scotland-Yard-Chef Mark Rowley sprach von einem „sehr erfolgreichen Abend“ und lobte das Engagement der friedlichen Gegenproteste. „Wir hatten Tausende Beamte auf den Straßen im Einsatz“, dieses Zeichen der Stärke und die Demonstrationen hätten gewirkt, sagte Rowley der BBC zufolge. Innenministerin Yvette Cooper bedankte sich bei der Polizei für ihren Einsatz. Auch König Charles III. lässt sich Berichten zufolge regelmäßig über die Entwicklungen informieren.
Den rechtsextremen Ausschreitungen der vergangenen Tage war ein Messerangriff in der Southport bei Liverpool vorausgegangen. Dabei wurden am 29. Juli drei Mädchen getötet und weitere Kinder sowie zwei Erwachsene verletzt. Online verbreiteten sich Gerüchte, ein muslimischer Migrant sei der Täter. Die Falschnachrichten wurden von einflussreichen Accounts bei X und Telegram geteilt. Die Polizei betont, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen 17-Jährigen handelt, der als Sohn von Ruandern in Großbritannien geboren wurde. Sein Motiv ist unklar.
Von den bislang mehr als 400 festgenommenen Randalierern wurden bereits etwa 120 angeklagt. Ein Gericht in Liverpool verurteilte drei Männer zu Haftstrafen von 20 Monaten bis drei Jahren. Laut Justizstaatssekretärin Heidi Alexander sollen von kommender Woche an mehr als 560 zusätzliche Plätze in Gefängnissen geschaffen werden.