England:Der Trend zum Zweitabo

Wer in England alle Spiele sehen will, muss für Verträge bei mehreren Anbietern bezahlen. Trotzdem gibt es zwölf Millionen Kunden.

Von Björn Finke

Die Herausforderer arbeiten in einem grauen Klotz, aber dafür in sehr schöner Umgebung. Der britische Telekom-Konzern BT hat Räume im ehemaligen Pressezentrum der Olympischen Spiele 2012 in London gemietet. In diesem Bürogebäude im Olympiapark, neben Stadien und Schwimmhalle, produziert das börsennotierte Unternehmen seit drei Jahren sein eigenes Sportprogramm. Das heißt BT Sport, und mit ihm macht die Firma dem Bezahl-Fernsehsender Sky im Königreich Konkurrenz.

Dieser Wettkampf wird vor allem bei Fußball-Übertragungen ausgefochten - zur Freude der englischen Klubs, die Rekordeinnahmen aus TV-Rechten kassieren. Für die drei Spielzeiten von 2016 bis 2019 zahlen Sky und BT Sport zusammen umgerechnet 6,5 Milliarden Euro an die 20 Vereine in der Premier League, der ersten Liga. Das ist weit mehr, als andere Ligen in Europa erlösen.

Kunden müssen nun zwei Sender abonnieren - das geht ins Geld

Sky wirbt für sich als "the home of live sport", die Heimat von Live-Sport. Für den Pay-TV-Sender, der zum Reich des Medienmilliardärs Rupert Murdoch gehört, sind die Übertragungen ein wichtiges Lockmittel für neue Kunden. Inzwischen hat der Londoner Konzern zwölf Millionen Abonnenten in Großbritannien und Irland, fast die Hälfte von ihnen hat Skys Sportsender gebucht. Doch bietet Sky auch schnelle Internet- sowie Telefonverbindungen an. Damit macht die Firma dem früheren Staatsmonopolisten BT direkt Konkurrenz. Sky und Kabelfernseh-Firmen nahmen BT - einem Unternehmen, bei dem die Deutsche Telekom Großaktionär ist - reihenweise Internetkunden ab. BT-Chef Gavin Patterson ging darum zum Gegenangriff über und gründete eigene Sportsender. Die sind kostenlos für die Internetnutzer des Konzerns. Damit gelang es Patterson, den steten Kundenschwund zu stoppen. Seine Sportsender buchten bislang 5,2 Millionen Haushalte.

Solche Sender brauchen attraktive Angebote - wie Fußball. Deswegen konkurrierten Sky und BT im Sommer 2012 erstmals bei der Auktion von Live-Übertragungsrechten der Premier League. Es ging um die drei Spielzeiten von Sommer 2013 bis Sommer 2016. Sky darf demnach 116 Spiele live zeigen, BT 38. Dafür zahlten beide Konzerne umgerechnet fast vier Milliarden Euro, eine Steigerung um 70 Prozent im Vergleich zum Vorgängervertrag.

Im Februar 2015 boten die Firmen für die kommenden drei Spielzeiten - und der Preis legte noch einmal um 70 Prozent zu. Sky wird von Sommer an 126 Spiele übertragen, BT 42. Daneben zeigt BT live die europäischen Wettbewerbe Champions League und Europa League. Bei der Auktion dafür stach der Telekom-Konzern Ende 2013 den Rivalen Sky aus.

Wollen Fans sämtliche Spiele live schauen, müssen sie sowohl Sky als auch BT Sport abonnieren. Sie brauchen sich dafür allerdings nicht zwei verschiedene Boxen auf ihren Fernseher zu stellen. Denn Sky verbreitet BT Sport, und BT bringt Sky-Programme in die Wohnzimmer der Kunden. Sky-Nutzer können also problemlos als Ergänzung ein BT-Sport-Abonnement abschließen - und umgekehrt. Das Fußball-vergnügen auf der Couch wird dadurch jedoch teurer. Ist aber immer noch billiger als die astronomischen Ticketpreise in den Stadien, die sich kaum ein Fan mehr leisten kann.

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