Enger Verbündeter kritisiert Assad-Regime:Iran fordert Ende der Gewalt in Syrien

Bisher hat sich der Iran mit Kritik an seinem Verbündeten Syrien zurückgehalten. Nun fordert Präsident Ahamdinedschad das Assad-Regime zum Dialog mit der Demokratiebewegung auf - auch Russland will vermitteln. Die syrische Opposition sieht offenbar kaum Chancen auf einen Dialog.

Der syrische Präsident Baschar Assad wird nun auch von seinem wichtigsten Verbündeten Iran aufgefordert, das gewaltsame Vorgehen gegen die Protestbewegung zu beenden. Assad sollte einen Dialog mit der Opposition aufnehmen und mit der Niederschlagung der Proteste aufhören, sagte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad in einem Interview des portugiesischen Fernsehsenders RTP.

Bisher hatte Iran sich mit Kritik an seinem Verbündeten zurückgehalten. Im vergangenen Monat hatte der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi dem syrischen Präsidenten vorsichtig nahegelegt, auf einige "berechtigte Forderungen" seines Volkes zu hören. "Ja, natürlich, ich bin für Dialog", sagte Ahmadinedschad nun. Er sprach sich aber energisch gegen eine militärische Intervention aus.

Auch Russland will sich offenbar einschalten: In Jaroslawl teilte der russische Gesandte Michael Margelow derweil mit, er werde zwecks Vermittlung mit beiden syrischen Konfliktparteien zusammentreffen. So wolle er an diesem Freitag in Moskau zunächst Vertreter der Opposition treffen und am kommenden Montag den syrischen Gesandten des Präsidenten, Buthaina Schaaban.

Im Vorfeld dieses Treffens betonte Russlands Präsident Medwedjew jedoch, dass unter den Regierungskritikern auch "Terroristen" seien. Die internationale Gemeinschaft müsse beide Seiten in Syrien zum Gewaltverzicht auffordern, sagte Medwedjew dem französischen Fernsehsender Euronews. Auch wenn die syrischen Behörden "unangemessene Gewalt" gegen die Demonstranten eingesetzt hätten, sei Syrien weiter ein "Freund" Russlands, sagte Medwedjew.

Während der Westen auf schärfere Sanktionen gegen die Führung in Damaskus drängt, lehnt Moskau eine Verurteilung der syrischen Regierung durch die Uno ab. Als ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrates hat Russland ein Vetorecht.

Regimekritiker sind offenbar skeptisch

Die Opposition sieht keine Chance auf einen Dialog, wie die Nachrichtenagentur dapd berichtet. Der Vorsitzende der Nationalen Organisation für Menschenrechte in Syrien, Ammar Kurabi, sagte nach einem Bericht russischer Nachrichtenagenturen, die Opposition sei zum Gespräch bereit. Allerdings hätten die Behörden bisher mit weiterem Blutvergießen darauf geantwortet.

Die Stadt Homs hatte zuvor einen der bislang folgenschwersten Angriffe erlebt. Zudem lägen Berichte über Maschinengewehrfeuer und Explosionen aus einem Gebiet nahe der türkischen Grenze vor, das von Militärfahrzeugen gestürmt worden sei, teilten Menschenrechtsaktivisten mit. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch meldet, syrische Sicherheitskräfte hätten 18 Verletzte mit Gewalt aus einem Krankenhaus geholt haben, mindestens 20 Menschen seien dabei ums Leben gekommen. Die Organisation stützt sich bei ihren Angaben auf Augenzeugenberichte, darunter solche von Ärzten.

Schrittweise verabschiedet sich die syrische Protestbewegung offenbar von der Idee, das Regime ohne ausländische Hilfe zu stürzen. Ihre für diesen Freitag in mehreren Städten geplanten Demonstrationen stehen unter dem Motto "Freitag des internationalen Schutzes". Die Regimegegner, die seit Mitte März gegen Korruption, Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen protestieren, hatten anfangs erklärt, sie wollten die politische Führung ohne Waffen und ohne ausländische Hilfe zu Fall bringen.

Diese Linie verfolgen aber inzwischen nicht mehr alle Oppositionellen, so die Nachrichtenagentur dpa. Die staatlichen syrischen Medien berichten fast täglich über die Begräbnisse von "Märtyrern" aus den Reihen der Sicherheitskräfte, die von "bewaffneten terroristischen Banden" getötet worden seien.

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