Engagement in der Erdgas-Branche:"Fischer berät Nabucco"

Laut einem Medienbericht arbeitet der Ex-Außenminister angeblich für das Pipeline-Projekt Nabucco. Pikant: Damit käme Joschka Fischer Altkanzler Schröder in die Quere.

Hubert Wetzel

Nach Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) will offenbar auch der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) in der Erdgas-Branche tätig werden. Dem Manager Magazin zufolge hat Fischer einen Beratervertrag für das Gasprojekt Nabucco unterzeichnet. Eine Bestätigung dafür war zunächst nicht zu erhalten. Die geplante Nabucco-Pipeline soll Gas aus der Region um das Kaspische Meer und Nahost nach Europa bringen.

Engagement in der Erdgas-Branche: Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer bei einer Veranstaltung im Mai 2009. Angeblich soll er künftig für das Nabucco-Projekt trommeln.

Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer bei einer Veranstaltung im Mai 2009. Angeblich soll er künftig für das Nabucco-Projekt trommeln.

(Foto: Foto: dpa)

Die Route verläuft über die Türkei und den Balkan nach Österreich. Die etwa 3300 Kilometer lange Röhre würde damit Russland umgehen und Westeuropa unabhängiger von russischen Gaslieferungen und unsicheren Transitländern wie der Ukraine machen. Für die EU ist die Nabucco-Pipeline, an der auch der deutsche RWE-Konzern beteiligt ist, eines ihrer wichtigsten Energieprojekte.

Zahlreiche Probleme

Allerdings kämpft das Vorhaben mit erheblichen Problemen. So ist unklar, welche Länder das Gas liefern sollen, um die Röhre zu füllen. Mögliche zentralasiatische Lieferländer wie Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan exportieren ihr Gas bisher über Russland. Moskau verkauft den Rohstoff dann mit einem Preisaufschlag an Westeuropa. Zudem fordert die Türkei als wichtigstes Nabucco-Transitland Sonderkonditionen beim Gaspreis.

Nabucco-Befürworter fordern daher schon lange mehr politisches Engagement der Europäer für das Projekt. Einen ersten Anlauf der EU gab es bereits: Sie machte 2007 den niederländischen Ex-Außenminister Jozias van Aartsen zu ihrem Nabucco-Beauftragten. Dieser gab den Job jedoch wenig später wieder auf, um Bürgermeister von Den Haag zu werden.

Dem Manager Magazin zufolge soll nun Fischer das Projekt politisch und in der Öffentlichkeit vorantreiben. Er solle vor allem die Türkei bearbeiten, schreibt das Blatt. Der angebliche neue Job könnte Fischer auch in Konflikt mit Schröder bringen: Der Ex-Kanzler ist Aufsichtsratschef des Nord-Stream-Konsortiums, das die deutsch-russische Gaspipeline durch die Ostsee plant. Hauptpartner bei Nord Stream ist der staatliche russische Konzern Gazprom. Dieser sieht sein lukratives Europa-Geschäft durch Nabucco bedroht und in der Region die Konkurrenzpipeline South Stream, die der Kreml massiv unterstützt.

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