EnergiewendeAusbau der Windkraft läuft zäh

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Im ersten Halbjahr 2024 wurden weniger neue Windräder errichtet als alte Anlagen abgebaut. Dennoch beträgt der Netto-Leistungszubau fast ein Gigawatt.
Im ersten Halbjahr 2024 wurden weniger neue Windräder errichtet als alte Anlagen abgebaut. Dennoch beträgt der Netto-Leistungszubau fast ein Gigawatt. (Foto: Jochen Tack/Imago)

Allerdings steigen Genehmigungen und Zuschläge für Anlagen an. Der Süden der Republik hinkt weiter hinterher.

Der Ausbau der Windkraft in Deutschland kommt noch nicht in Schwung und hängt den Zielen hinterher. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 250 neue Windräder errichtet, 277 alte Anlagen wurden stattdessen abgebaut. Weil moderne Anlagen wesentlich größer und effizienter sind, beträgt der Netto-Leistungszubau dennoch 929 Megawatt, wie der Bundesverband der Windindustrie (BWE) am Donnerstag bekannt gab. Bis Ende des Jahres will die Branche noch auf 4000 Megawatt und damit mehr als 2023 kommen.

Hoffnung macht den Firmen die Zahl der Genehmigungen für Windparks: Sie stieg im ersten Halbjahr um etwa ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum an und lag höher, als sie 2021 oder 2022 insgesamt war. Ähnliches gilt für die Zuschläge, die Firmen für den Bau bekommen haben. Sie erreichten mit rund 4200 Megawatt Leistung einen Rekord, der sich 2025 in den Zahlen neuer Anlagen niederschlagen sollte.

2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen

„Der positive Trend muss jetzt über die Wahlperiode hinaus dynamisiert und verstetigt werden“, sagte BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek. „Wir haben sehr viel Potenzial, um zuzubauen.“ Die Dauer der Genehmigungen habe sich deutlich verkürzt. Heidebroek verwies darauf, dass der mäßige Zubau in den ersten Monaten des Jahres auch an schlechtem Wetter und an der wochenlangen Sperrung der wichtigen Autobahn 27 von Cuxhaven kommend gelegen habe, die Schwertransporte unmöglich gemacht hätten. In Cuxhaven wird ein Großteil der deutschen Windkraft-Komponenten umgeschlagen.

Deutschland will bis 2030 einen Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von 80 Prozent erreichen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres lag der Anteil bei 57 Prozent, neun Prozent höher als im Vorjahr. Windenergie an Land spielt dabei die wichtigste Rolle. Um die Ziele für 2030 zu erreichen, müssen von 2025 an etwa 10 000 Megawatt Leistung pro Jahr neu installiert werden.

Die Solarbranche hat ihr aktuelles Ziel mit einem Zubau von gut 7500 Megawatt im Halbjahr bereits übertroffen. Bei Windenergie auf hoher See (Offshore) kamen 36 Windräder mit 377 Megawatt dazu.

Regierung hat Gesetze zur Beschleunigung beschlossen

An Land drehen sich jetzt Windräder mit knapp 62 000 Megawatt Leistung. Angepeilt sind für Ende des Jahres 69 000 Megawatt, was nicht mehr erreicht werden kann. Als Hauptgrund für den schleppenden Ausbau in den vergangenen Jahren galten lange Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen und Widerstand von Anwohnern.

Die Ampelregierung hat darauf mit zahlreichen Gesetzesänderungen reagiert, die jetzt bei den Genehmigungen Wirkung zeigen. Der Zubau an Leistung im ersten Halbjahr konzentrierte sich wieder vor allem auf den Norden Deutschlands, auf Nordrhein-Westfalen sowie auf Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Im Süden mit Bayern und Baden-Württemberg wurden zusammen lediglich zehn Windräder gebaut.

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