Energiewende:Strom von Seehofer

Der CSU-Vorsitzende macht ein bisschen Theater, und schon holt er 2,4 Milliarden Euro für Landwirte heraus.

Von Michael Bauchmüller

Von seinem Parteichef kann sich der CSU-Agrarminister wirklich etwas abgucken. Da muss Christian Schmidt mühselig das Geld zusammenkratzen, damit er den Bauern beim sogenannten Milchgipfel ominöse "100 Millionen Euro plus x" anbieten kann. Horst Seehofer aber reicht ein kleines Theater im Kreis der Ministerpräsidenten und ein Koalitionsgipfel, schon hat er für die Bauern 2,4 Milliarden Euro beisammen. Jawohl, 2,4 Milliarden Euro.

So viel wird es zusätzlich kosten, die Bio-Kraftwerke der Landwirte sechs Jahre lang so zu fördern, wie Seehofer es nun durchgesetzt hat: Ökostrom aus Biomasse gilt als teuer. Man kann, wie Seehofer das getan hat, trotzdem dafür kämpfen - die Kraftwerke stehen auf dem Land und sichern dort Stromversorgung, manchem Landwirt sogar die Existenz. Wenn es aber um die Kosten der Energiewende geht, sollte die CSU künftig schweigen.

Davon abgesehen, darf die Förderung nicht bedingungslos sein. Bisher sind die meisten Biogas-Anlagen zu unflexibel. Egal ob Strom knapp oder im Überfluss vorhanden ist, stur speisen sie ihre Energie ins Netz. Dabei könnten Biogas-Anlagen helfen, das System zu stabilisieren - wenn sie etwa bei Flauten einspringen und bei Sonnenschein ruhen. Wäre die Förderung dieser Anlagen an derlei Steuerung geknüpft, dann hätte Seehofers Kampf sogar für die Allgemeinheit einen Sinn gehabt.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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