Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Ökostrom wächst weiter

Nach Zahlen der Bundesnetzagentur deckten Wind, Solar und Co. im vorigen Jahr fast die Hälfte der Last im Netz. Der Strom aus Kraftwerken dagegen brach ein.

Von Michael Bauchmüller

Das vergangene Jahr war auch am deutschen Strommarkt alles andere als normal. Vor allem der Lockdown im Frühjahr ließ die Wirtschaftsleistung einbrechen, und damit vorübergehend auch den Stromverbrauch. Wind und Sonne aber machte die Pandemie nichts aus - und ebenso wenig den Anlagen, die damit Strom erzeugen. Sie legten abermals zu.

Das spiegeln auch die Zahlen wider, die Deutschlands oberste Strombehörde am Wochenende vorgelegt hat, die Bundesnetzagentur. Danach stellten erneuerbare Energien im vergangenen Jahr 49,3 Prozent des Stroms im deutschen Netz, ihre Erzeugung stieg abermals um 4,1 Prozent. Allein Windkraftanlagen an Land und zur See lieferten übers Jahr gesehen 27,4 Prozent, Solaranlagen knapp zehn Prozent. Einmal mehr exportierte Deutschland mehr Strom, als es importierte.

Die Netzagentur misst etwas anders als die Bundesregierung. Die Bonner Behörde legt zugrunde, wie viel Strom tatsächlich im Netz landet. Dagegen rechnet die offizielle Statistik mit dem sogenannten Bruttostromverbrauch. Hier fließt auch der nicht geringe Eigenstromverbrauch der Kraftwerke ein, ebenso der Verbrauch in geschlossenen Stromnetzen der Industrie. Bisherige Abschätzungen gehen aber auch nach dieser Rechenweise von einem Ökostrom-Rekord aus; der Anteil dürfte hier bei rund 46 Prozent liegen.

Noch massiver als der Zuwachs beim Ökostrom fällt den Zahlen zufolge aber der Einbruch bei konventioneller Energie aus. So lieferten Kraftwerke im vorigen Jahr 12,2 Prozent weniger Strom als noch im Jahr zuvor. Das liegt unter anderem an hohen CO₂-Preisen im europäischen Emissionshandel. Während sich mit Strom angesichts der schwachen Nachfrage weniger verdienen ließ, änderten sich die CO₂-Preise kaum. Das machte vor allem Kohlekraftwerke weniger rentabel. Das wiederum dürfte sich auch in der deutschen Klimabilanz für 2020 niederschlagen.

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