Energie:Unzuverlässiger Lieferant

Es ist eine bizarre Idee, mehr Flüssiggas aus den USA zu kaufen.

Von Cerstin Gammelin

Aus Washington ist zu hören, die Bundeskanzlerin habe dem US-Präsidenten versprochen, dass Deutschland bald viel amerikanisches Flüssiggas kaufen wird. Die Russen sollen so aus dem deutschen Gas-Markt verdrängt werden, der in ganz Europa der größte und damit lukrativste ist. Es wäre ein schwerer Fehler, würde die Ankündigung umgesetzt.

Die stärkste Volkswirtschaft des Kontinents hängt an den Gasleitungen wie an einem Tropf; sie braucht permanent Energie, um zu produzieren. Dass ausgerechnet Donald Trump, der gerade einen globalen Handelskrieg ausgelöst hat, als künftiger Gaslieferant punkten will, klingt einigermaßen bizarr. Verlässlich ist ein Wort, das Trump nicht buchstabieren kann. Angela Merkel kann das allerdings schon. Sie weiß, dass Russland über Jahrzehnte allen politischen Problemen zum Trotz zuverlässig Gas geliefert hat. Warum sollte man jemanden von Hof jagen, auf den man sich verlassen kann?

Davon abgesehen beginge Merkel einen ordnungspolitischen Fehler, würde sie vorschreiben, woher die deutsche Wirtschaft ihre Energie zu beziehen hat. Sie rückte von dem Grundsatz ab, wonach die Energieversorgung in Deutschland privatwirtschaftlich organisiert ist. Die Bundesregierung ist gut beraten, sich auch von Trump nicht von diesem Kurs abdrängen zu lassen.

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