Scholz in Kanada:Vertiefte Beziehungen zu Kanada

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Die Zusammenarbeit soll noch enger werden: Bundeskanzler Olaf Scholz (links) in Montreal zu Besuch bei Justin Trudeau, Premierminister von Kanada. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

In Montreal loten Bundeskanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck Möglichkeiten für Energielieferungen aus. Allerdings dämpft Kanadas Premier Hoffnungen auf kurzfristige Hilfe.

Von Daniel Brössler, Montreal

Vor dem Hintergrund globaler Turbulenzen und Sorgen um die künftige Energieversorgung sucht Deutschland Halt in einer engeren Partnerschaft zu Kanada. Zu Beginn einer dreitägigen Reise durch das Land würdigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Kanada als "ganz besonderen Partner für Deutschland", mit dem die Beziehungen noch weiter vertieft werden sollen. "Wir sind zwei Länder und zwei Regierungen, die gemeinsame Ziele verfolgen", sagte Scholz am Montag in Montreal. Begleitet wurde der Kanzler von Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und einer Wirtschaftsdelegation. "Kanada braucht ein starkes Deutschland und Deutschland braucht ein starkes Kanada", betonte Premierminister Justin Trudeau.

Der Premierminister sagte Deutschland Unterstützung bei der Suche nach Ersatz für russische Gas-Lieferungen zu, dämpfte aber auch die Erwartungen an kurzfristige Hilfe. "Wir werden tun, was wir können, indem wir unsere Kapazitäten kurzfristig erhöhen und zu den globalen Lieferungen beitragen", sagte er am Montag während einer Pressekonferenz mit Scholz. Zu deutschen Wünschen nach der Lieferung von Flüssiggas (LNG) äußerte er sich vorsichtig. Man werde prüfen, "ob es sinnvoll und wirtschaftlich ist, LNG zu exportieren".

Trudeau verwies darauf, dass die LNG-Produktion im Osten Kanadas, also weit entfernt von den traditionellen Förderstätten im Westen aufgebaut werden müsse, und sein Land vor allem an der Entwicklung klimaneutraler Energieträger interessiert sei. "Kanada kann und wird ein zuverlässiger Lieferant sauberer Energie sein", versicherte er. Kanada werde bei der Entwicklung von grünem Wassersoff eine "ganz, ganz zentrale Rolle spielen", sagte Scholz. "Wir würden natürlich gerne die Partner dabei sein", betonte er. An diesem Dienstag soll eine Vereinbarung zum Ausbau der Produktion von grünem Wasserstoff in Kanada und von Lieferketten nach Deutschland unterzeichnet werden.

Scholz äußerte überdies die Hoffnung auf vielfältige Rohstoff-Lieferungen aus Kanada. Das Land verfüge über ähnlich reiche Bodenschätze wie Russland "mit dem Unterschied, dass es eine verlässliche Demokratie ist", hatte er bereits unmittelbar nach seiner Landung am Sonntagabend gesagt.

Der Kanzler dankte Kanada außerdem für die Unterstützung im Streit über von Russland gedrosselte Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Gegen Widerstand und Kritik aus der großen ukrainischen Gemeinde in Kanada hatte Trudeau auf Bitten von Scholz die Auslieferung einer in Kanada gewarteten Turbine für die Pipeline genehmigt und dafür eine Ausnahme von Sanktionen gemacht. Die Pipeline befindet sich seitdem in Deutschland und wird von Russland nicht ins Land gelassen. Trudeau habe die russische Behauptung, die fehlende Turbine erzwinge das Drosseln des Gasflusses, als Vorwand "entlarvt", lobte Scholz.

Demonstrativ betonten Scholz und Trudeau ihre freundschaftlichen Beziehungen. Zum Auftakt des Besuchs hatten sich die beiden unter vier Augen bei einem Abendessen in einem Restaurant in Montreal getroffen. Auch auf den weiteren Stationen Toronto und Neufundland wolle Trudeau den Kanzler begleiten. Sie hatten schon während des G-7-Gipfels im Juli in Elmau den Schulterschluss gesucht und stimmen sich bei der Unterstützung der von Russland überfallenen Ukraine ab. An diesem Dienstag wollen sie gemeinsam am virtuellen Gipfel der Krim-Plattform des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij teilnehmen.

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