Endlagersuche in Deutschland:Bundesregierung rechnet mit doppelt so viel Atommüll

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Fässer mit Atommüll lagern im Endlager in Morsleben (Foto: Jens Wolf/dpa)
  • Deutschland wird in den kommenden Jahrzehnten sehr viel mehr Atommüll entsorgen müssen als bisher gedacht.
  • Wohin der zusätzlich Müll gehen soll, ist völlig offen. Dem Entsorgungsplan zufolge sind zwei Endlager geplant.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Deutschland wird in den nächsten Jahrzehnten deutlich mehr Atommüll entsorgen müssen als bislang angenommen. Allein die Menge des schwach- und mittelradioaktiven Abfalls, für den bei Salzgitter derzeit das Endlager Schacht Konrad errichtet wird, könnte sich verdoppeln. Das geht aus einem Entwurf des "nationalen Entsorgungsplans" hervor, den die Bundesregierung mit den Ländern abstimmt. Er liegt der Süddeutschen Zeitung  vor.

Bislang wurde für Schacht Konrad eine Abfallmenge von 298 000 Kubikmetern Atommüll prognostiziert, meist aus dem Abriss der Atomkraftwerke. Stattdessen gehe der Bund nun "von einer Gesamtmenge der zu entsorgenden Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung von rund 600 000 Kubikmetern" aus, heißt es in dem Entwurf.

Darin zählt der Bund erstmals auch Abfälle aus der Urananreicherungsanlage in Gronau als Atommüll mit. Dessen Betreiber Urenco lagert dort derzeit 13 000 Tonnen sogenannte Urantails, die bei der Anreicherung übrig blieben. Bislang gingen diese Mengen stets als "Wertstoffe" durch, aus denen sich noch Kernbrennstoffe fertigen lassen. In Atommüll-Bilanzen tauchten sie daher nie weiter auf.

Man habe schonungslos abgerechnet, heißt es

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Dagegen rechnet der Bund in dem Entsorgungsplan, den die EU-Kommission verlangt, nun mit bis zu 100 000 Kubikmetern Atommüll allein aus der Urananreicherung. Weitere 200 000 Kubikmeter kämen hinzu, wenn das marode Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel geräumt wird.

Dort lagern 126 000 Fässer Atommüll, die geborgen und neu verpackt werden sollen, um in ferner Zukunft in einem tauglichen Endlager zu landen. Aus "Gründen der Vorsorge" habe man schonungslos abgerechnet, heißt es aus dem Bundesumweltministerium. Nur wohin der Zusatz-Müll gehen soll, ist offen.

Ziel seien zwei Endlager, heißt es im Entsorgungsplan: Schacht Konrad für Abfälle, die wenig Wärme entwickeln, sowie ein zweites für den "heißen", in Castoren gelagerten Atommüll. Mit der Suche danach befasst sich derzeit eine Bund-Länder-Kommission, nicht vor 2031 wird es einen Standort dafür geben. Insgesamt 291 Castor-Behälter wird es nach derzeitiger Planung aufnehmen müssen. Fraglich ist, ob Abfälle hinzukommen, für die in Schacht Konrad der Platz nicht reicht.

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Grüne sehen Entwurf positiv

Womöglich wird Schacht Konrad aber auch vergrößert. Sowohl für die Asse-Abfälle als auch für die Reste aus der Urananreicherung werde eine Konrad-Erweiterung "nicht ausgeschlossen", heißt es. Dies solle aber erst geprüft werden, wenn Schacht Konrad in Betrieb geht, also nicht vor 2022.

Gegner der Endlagers sprachen am Montag von "Taschenspielertricks". Der Bund versuche, "Sachzwänge zu schaffen", sagte Peter Dickel von der Bürgerinitiative AG Schacht Konrad. Fraglich ist aber, ob sich die oft Gas entwickelnden Abfälle zusammen mit hochgradig heißem Müll lagern lassen - dies wäre die Alternative.

Die Grünen begrüßten den Entwurf. So sei die "ehrliche Einbeziehung" der Urenco-Abfälle "sehr positiv", sagte die Atompolitikerin Sylvia Kotting-Uhl. Nötig sei nun, die Anreicherung in Gronau ganz zu beenden.

© SZ vom 18.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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