Macrons Dresdner Rede:"Unser Europa ist kein Supermarkt"

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Emmanuel Macron bei seiner Rede vor der Dresdner Frauenkirche. (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Der französische Präsident wirbt mit seiner Rede bei der "Fête de l'Europe" für ein starkes souveränes Europa. Angesichts der wachsenden Faszination für autoritäre Regime müssten sich wieder mehr Menschen für die Demokratie engagieren.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekräftigt in Dresden, dass die Europäer die Ukraine so lange wie nötig unterstützen müssen. "Was in der Ukraine auf dem Spiel steht, ist die Sicherheit Europas", sagte er in seiner Rede bei dem Jugendfest "Fête de l'Europe" auf dem Dresdner Neumarkt vor der Frauenkirche. Sehr zur Begeisterung der Zuhörer hielt Macron Teile seiner Rede auf Deutsch.

In Europa herrsche wieder Krieg. Wenn in der Ukraine das Recht des Stärkeren siegen sollte, seien auch Deutschland oder Frankreich nicht mehr sicher. "Es geht in der Ukraine wirklich um unseren Frieden und unsere Sicherheit." Gerade angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sei es nötig, dass Europa eine eigenständige Sicherheits- und Verteidigungspolitik aufbaue. Zu lange habe sich der Kontinent dafür auf die Amerikaner verlassen.

Mit Blick auf die Militärhilfe für die Ukraine betonte Macron: "Wir führen keinen Krieg gegen das russische Volk." Aber man könne nicht zulassen, dass ein autoritäres, revisionistisches Regime wie das in Moskau Europa bedrohe.

Die wachsende Faszination für autoritäre Regime in Europa sei nicht nur ein Trend, sondern eine Realität, betonte der französische Präsident: "Wir müssen aufwachen! Unser Europa ist kein Supermarkt." Es sei ein Ort mit gemeinsamen Werten. Diese Werte seien die Mörtel des europäischen Bauwerks, so Macron. Es gebe zahlreiche Veränderungen wie den Klimawandel, Polarisierung, den Aufstieg der Extremen und Kriege auf dem europäischen Kontinent - nichts sei so wie vorher. Es gebe nur eine Konstante: die deutsch-französische Freundschaft, betonte Macron.

Der französische Präsident ist drei Tage lang auf Staatsbesuch in Deutschland und gilt als begnadeter Redner, manche nennen ihn einen Überkommunikator. In Deutschland fiel er zuletzt etwa mit einer Ansprache beim Trauerstaatsakt für den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble auf. Macron hielt seine Rede zum Gedenken an Schäuble auf Deutsch und nicht etwa auf Französisch, was ihm hierzulande viel Lob einbrachte. Ebenfalls in Erinnerung bleibt die Sorbonne-Rede Macrons aus dem Jahr 2017, als er an der Pariser Universität seine Zukunftsvision für Europa präsentierte.

Am Sonntag wurde Macron bereits vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Berlin empfangen, es gab etwa eine gemeinsame Pressekonferenz und ein Staatsbankett im Schloss Bellevue, an dem auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) und seine Vorgängerin Angela Merkel (CDU) teilnahmen. Am Montagvormittag besuchte der französische Präsident das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Gemeinsam mit Steinmeier legte er dort einen Kranz nieder. Am Dienstag geht Macrons Besuch im Münsterland weiter.

Das deutsch-französische Verhältnis gilt derzeit als zerrüttet. In Fragen der Ukraine-Unterstützung, der Handels- und der Rüstungspolitik liegen die Regierungen in Paris und Berlin über Kreuz. Der Staatsbesuch soll dem ein anderes Bild gegenüberstellen.

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