Elfenbeinküste:Gbagbos Truppen erobern Teile Abidjans zurück

Seit Tagen wird über den Zeitpunkt seiner Niederlage spekuliert. Nun haben Laurent Gbagbos Soldaten die Belagerung in Abidjan durchbrochen. Unterstützung sollen sie von angolanischen Soldaten bekommen haben.

Der abgewählte Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, hat die Belagerung seiner Residenz in Abidjan durchbrochen. Auch mit Unterstützung angolanischer Soldaten eroberte der international isolierte Gbagbo wieder einen Teil der Wirtschaftsmetropole zurück. Das teilte UN-Untergeneralsekretär Alain Le Roy in New York mit.

France evacuates French nationals in Abidjan, Ivory Coast

Französische Truppen fahren durch Abidjan, das der abgewählte Präsident Gbagbo zu Teilen wiedererobert hat.

(Foto: dpa)

Le Roy warf am Freitagabend Gbagbos Truppen vor, sie hätten mit ihrem Waffenstillstandsangebot nur Zeit gewinnen wollen, um ihre Truppen neu zu formieren. Die von den Spitzen von Armee, Polizei und Präsidentengarde zuvor angekündigte Feuerpause sei nur "ein Trick" gewesen.

Zuvor hatten die Truppen des Wahlsiegers Alassane Ouattara große Teile Abidjans unter ihre Kontrolle gebracht und Gbagbo in dessen Residenz umzingelt. Die andauernden Kämpfe, Lebensmittelknappheit und Ausgangssperren verschärften die Not der etwa vier Millionen in Abidjan noch verbliebenen Einwohner. Hilfsorganisationen haben wegen der angespannten Sicherheitslage kaum Zugang zu den Menschen.

Menschenrechtsorganisationen fürchten zudem zunehmend Vergeltungsschläge gegen politische Gegner, nachdem auch Ouattaras Truppen Massaker an Zivilisten verübt haben sollen. Zuvor waren bereits zahlreiche Übergriffe von Gbagbos Sicherheitsdienst auf Zivilisten in Stadtteilen bekanntgeworden, in denen viele Ouattara-Anhänger leben.

Die mutmaßlichen Massaker an Zivilisten wurden dementiert: Die Truppen des gewählten Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, haben nach den Worten dessen UN-Vertreters keine Massaker an Zivilisten begangen. Die Einheiten hätten mit den Tötungen von Anhängern des abgewählten Staatschefs Laurent Gbagbo nichts zu tun, erklärte der UN-Gesandte Youssoufou Bamba. Im Gegenteil, sie hätten den Zivilisten zu Hilfe kommen wollen.

EU hebt Teil ihrer Sanktionen auf

Auch das Lager von Gbagbo wehrt sich und bestritt, das Hauptquartier seines Rivalen Alassane Ouattara in Abidjan angegriffen zu haben. Ein Sprecher der Gbagbo-Regierung sagte, der angebliche Angriff habe nicht stattgefunden. Die entsprechenden Berichte der UN-Mission in der Elfenbeinküste (UNOCI) seien "erfunden". Sie dienten der Vorbereitung eines erneuten "Angriffs" der Soldaten der UNO und Frankreichs auf die Einheiten Gbagbos. In Wirklichkeit habe es von Gbagbos Residenz aus keine Schüsse auf das Hotel gegeben, in dem Ouattara sein Hauptquartier hat.

Zuvor hatte UNOCI-Sprecher Hamadoun Touré erklärt, Gbagbo-Truppen hätten am Samstag das Hotel mit Mörsern angegriffen. Gemäß ihrem Mandat hätten die UN-Soldaten das Feuer erwidert. Demnach begann der Angriff am frühen Abend gegen 17 Uhr und dauerte etwa eine Stunde. Bereits während des Tages hatten Gbagbo-Truppen wieder an Boden gewonnen.

Die EU hob einen Teil ihrer Sanktionen gegen die Elfenbeinküste auf. Damit sollten die "legitimen" Kräfte der Regierung des international als Wahlsieger anerkannten Ouattara gestärkt werden, hieß es in einer Mitteilung des Ministerrates in Brüssel. Die Häfen von Abidjan und San Pedro, eine Raffinerie und die Behörde für den Kakaoexport wurden von einer Liste von Unternehmen genommen, deren Vermögen in der EU bisher eingefroren waren. Damit können auch wieder Zahlungen an diese Unternehmen geleistet werden.

Wahlsieger Ouattara hatte um eine Aufhebung der Sanktionen gebeten, um die Wirtschaft des westafrikanischen Landes nach monatelangem blutigen Machtkonflikt wieder aufzubauen. Andere Sanktionen gegen den abgewählten Präsidenten Gbagbo und dessen Vertraute - beispielsweise Einreiseverbote und das Einfrieren von Konten - bleiben in Kraft.

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