Der Regierungschef der Elfenbeinküste, Amadou Gon Coulibaly, ist gestorben. Das teilte die Regierung in Abidjan mit. Coulibaly galt als einer der Favoriten bei der für den 31. Oktober geplanten Präsidentenwahl. Er stand dem amtierenden Staatschef Alassane Ouattara nahe, der nicht mehr antreten will.
Der 61-Jährige sei wenige Tage nach seiner Rückkehr von einer medizinischen Behandlung in Frankreich erkrankt, teilte Präsident Ouattara mit. Nach einem Treffen mit Ministern sei er dann am Mittwoch gestorben. Nach einem Bericht des ivorischen Sendes RTI erlitt Coulibaly während einer Kabinettssitzung einen Herzinfarkt.
Nach dem Tod Coulibalys ist unklar, wer die Regierungspartei bei der Wahl im Herbst vertreten wird. Ouattara regiert das Land, seit er in einer von Gewalt überschatteten Wahl 2010 gegen den Amtsinhaber Laurent Gbagbo gewann. Es war spekuliert worden, dass Ouattara eine dritte Amtszeit anstreben könnte, obwohl ihm nach der Verfassung nur zwei erlaubt sind, er hatte dann aber abgewunken. Ouattara würdigte Coulibaly als loyalen Staatsmann. Für ihn sei er wie ein jüngerer Bruder oder ein Sohn gewesen.
Gegen einen möglichen Kandidaten wurde ein Haftbefehl ausgestellt, ein anderer ist 86 Jahre alt
Coulibaly hatte erklärt, bei seiner Reise nach Frankreich habe er sich nur Routineuntersuchungen unterzogen. Er durfte die Elfenbeinküste verlassen, obwohl die Flughäfen wegen der Corona-Pandemie eigentlich geschlossen sind. Vergangene Woche kehrte er nach Abidjan zurück. Beobachter hatten spekuliert, dass seine Reise mit einer Herzerkrankung in Zusammenhang stand. Er hatte sich 2012 in Frankreich einer Herztransplantation unterzogen.
Vor der Wahl im Oktober sind die politischen Spannungen im Land ohnehin schon groß. Gegen den ersten Kandidaten, der seinen Hut in den Ring geworfen hatte, Guillaume Soro, wurde ein Haftbefehl ausgestellt, als er aus dem Ausland in die Elfenbeinküste zurückkehren wollte. Später wurde er in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt. Seine Anhänger werteten das als Versuch, ihn von einer Kandidatur abzuhalten. Der frühere Präsident Henri Konan Bédié hat ebenfalls eine Kandidatur angedeutet, im Alter von 86 Jahren.
Unklarheit gibt es über die politischen Ambitionen von Gbagbo, der nach seiner Niederlage gegen Ouattara 2010 letztlich doch noch aus dem Amt gedrängt wurde. 3000 Menschen starben damals bei Unruhen. Gbagbo wurde vor den Internationalen Strafgerichtshof gebracht, wo er aber 2019 freigesprochen wurde. Die Ankläger haben Einspruch eingelegt und der Ex-Präsident sitzt nach wie vor in Belgien fest. In der Elfenbeinküste hat er aber nach wie vor viele Unterstützer.
Die Elfenbeinküste mit ihren etwa 25 Millionen Einwohnern war bis 1960 eine französische Kolonie und hat noch immer enge Verbindungen nach Frankreich. Das Land ist der größte Exporteur von Kakao.