Ohio und Texas:"Die Geißel der Waffengewalt"

Ohio und Texas: Überbleibsel des Schreckens: Schuhe am Tatort in Dayton.

Überbleibsel des Schreckens: Schuhe am Tatort in Dayton.

(Foto: John Minchillo/AP)
  • In der texanischen Stadt El Paso erschießt ein junger Mann 20 Menschen. Es gibt Hinweise auf ein rassistisches Motiv.
  • Ein anderer Mann tötet in Dayton, Ohio, neun Menschen. Er stirbt während des Polizeieinsatzes.
  • Bislang liefen die Bemühungen für schärfere Waffengesetze ins Leere. Vor allem, weil die Republikaner strengere Regelungen ablehnen.

Von Jan Schmidbauer

Zwei bewaffnete Angreifer haben in den USA innerhalb weniger Stunden viele Menschen erschossen oder verletzt. In einem Fall gibt es Hinweise auf ein Hassverbrechen. Die Taten haben eine neue Diskussion um schärfere Waffengesetze entfacht. "Das geht über alles hinaus, was wir tolerieren sollten", sagte Joe Biden, Ex-Vizepräsident und Präsidentschaftsbewerber der Demokraten. US-Präsident Donald Trump sagte: "Hass hat keinen Platz in unserem Land". Die beiden Täter seien "sehr ernst seelisch krank", fügte er hinzu, und: "Wir müssen das stoppen."

In El Paso hatte ein 21-Jähriger am Samstagvormittag (Ortszeit) 20 Menschen in einem Einkaufsmarkt erschossen und weitere 26 verletzt. Der mutmaßliche Täter, der aus der Nähe von Dallas stammen soll, wurde festgenommen. In der Nacht zu Sonntag folgte die nächste Schießerei: In einem Ausgehviertel in Dayton im Bundesstaat Ohio eröffnete ein Mann gegen ein Uhr nachts (Ortszeit) das Feuer; seine Schüsse töteten neun und verletzten 16 Menschen. Ein Motiv des 24-Jährigen weißen Angreifers sei bislang nicht erkennbar, sagte die Polizei. Unter den Opfern sei auch seine 22 Jahre alte Schwester. Die Polizei erschoss den Mann.

Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass die Schießereien in El Paso und Dayton zusammenhängen. Im Fall des Massakers von El Paso untersuchen die Ermittler derzeit ein Dokument, das anonym auf einem Onlineportal hochgeladen wurde, offenbar kurz bevor die ersten Notrufe eingingen. Die Polizei sprach von einer Art "Manifest". Der Text soll sich auf das Attentat im neuseeländischen Christchurch beziehen, bei dem ein Rechtsterrorist im März 51 Menschen in zwei Moscheen erschossen hatte. Der Angriff sei "eine Antwort auf die hispanische Invasion in Texas". El Paso liegt an der Grenze zu Mexiko und steht im Zentrum der amerikanischen Flüchtlingsdebatte. Tausende Familien aus Zentralamerika sind dort gestrandet. Die Polizei erklärte, es sei allerdings nicht sicher, dass das Dokument tatsächlich vom Schützen stamme. Sie stufte die Tat jedoch als inländischen Terrorismus ein. Die Nachrichtenagentur AP berichtete, das US-Justizministerium erwäge, den mutmaßlichen Todesschützen wegen Hassverbrechen anzuklagen. Dies könnte für ihn die Todesstrafe nach sich ziehen.

Die Taten riefen in der US-Bevölkerung weithin Entsetzen und Zorn hervor. In Washington marschierten am Samstagabend Demonstranten zum Weißen Haus sowie zum Kapitol und verlangten Hintergrundüberprüfungen von Waffenkäufern. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Beto O'Rourke, der aus El Paso stammt, wirft Präsident Donald Trump vor, den Rassismus in den USA anzuheizen. "Er ist ein Rassist, und er schürt den Rassismus in diesem Land", sagte O'Rourke. Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard kündigte rechtliche Schritte an, um seine Landsleute in den USA zu schützen. Tödliche Schießereien gehören in den USA zum Alltag. Am Dienstag starben zwei Menschen im Bundesstaat Mississippi durch Schüsse; vergangenen Sonntag tötete ein 19-Jähriger während eines Festivals in Kalifornien drei Menschen. Vor allem die Republikaner lehnen dennoch strengere Waffenregeln ab.

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