Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider hat die umstrittenen Äußerungen seiner zurückgetretenen Vorgängerin Margot Käßmann zur Afghanistan-Politik verteidigt. "Die jüngsten Vorfälle zeigen, dass Margot Käßmann mit ihren Predigten zum Thema Afghanistan völlig richtig lag", sagte Schneider der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.
Zugleich forderte er die Politik auf, sich Gedanken über eine Rückzugsstrategie zu machen. Käßmanns Einwurf habe heute noch Bestand: "Da ist vieles noch nicht gut", sagte Schneider laut Vorabmeldung unter Anspielung auf die Neujahrspredigt der früheren Vorsitzenden des EKD.
In dieser prekären Situation sei es um so dringlicher, eine genaue politische Strategie zu entwickeln, wie es mit Afghanistan weitergehe. "Noch immer wird zu wenig über Ziele, Mittel und die Beendigung des Einsatzes nachgedacht", sagte der EKD-Ratsvorsitzende: "Da muss die Politik mal viele kluge Leute zusammentrommeln, um die Gesamtsituation ganz genau zu erfassen, auch um über eine Abzugsstrategie zu reden."
Der rheinische Präses begrüßte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Trauerfeier für die drei getöteten Bundeswehrsoldaten "umgangssprachlich" von Krieg gesprochen habe, auch wenn man völkerrechtlich den Konflikt anders beschreibe. "Man kommt nicht weiter, wenn man die Dinge nicht beim Namen nennt. Wir haben in Afghanistan einen Krieg", unterstrich Schneider.
Der Bundeswehrverband forderte unterdessen eine offene Debatte über den Afghanistan-Einsatz im Bundestag. Der stellvertretende Verbandsvorsitzende Wolfgang Schmelzer sagte der Augsburger Allgemeinen, "sprachgebrauchlich" könne dort "von einem Guerillakrieg gesprochen werden".