Einwanderungspolitik:US-Grenze zu Mexiko - Schüsse am Rio Grande

Zwei Leichen wurden auf dem Grundstück von Rusty Monsees zurückgelassen, seinem Hund wurde die Haut abgezogen. Der Farmer leidet jede Nacht unter der verfehlten amerikanischen Abschottungspolitik. Begegnungen im Grenzgebiet.

Von Johannes Kuhn und Beate Wild, Brownsville und McAllen

Wer von Süden in die USA gelangen möchte, kommt meist über das Rio Grande Valley in Texas. Ein Besuch in einer Region, in der jeder die Grenze zu Mexiko aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.

Der Farmer: "Früher habe ich die Schmuggler selbst gejagt"

Rusty Monsees besitzt ein prächtiges Grundstück, neun Hektar direkt am Rio Grande, der durch die eindrucksvolle Vegetation mäandert. Doch da ist diese Narbe, die sein Anwesen in der Mitte zerteilt. Eine Narbe aus rostigen, sechs Meter hohen Stahlpfählen.

Der 68-Jährige steht in der gnadenlosen Sonne von Texas neben dem Zaun, den die Regierung auf sein Grundstück gestellt hat, um die wilde Grenze zu Mexiko zu sichern. Doch das mit dem Grenzschutz klappt nicht so ganz. "Sie brauchen nicht einmal eine Leiter", erzählt Rusty achselzuckend, zieht an seiner Zigarette und zeigt nach Süden. "Da hinten biegt der Zaun ab, sie können einfach zwischen den Ecken hochklettern."

"Sie", das sind all jene, die von der anderen Seite des Flusses kommen und dann seine Farm überqueren, um von Süden nach Norden zu gelangen. Einwanderer aus Mittelamerika, aber auch Drogenboten der Kartelle. Besonders schwer ist das offenbar nicht - direkt neben Monsees' Anwesen ist im Zaun sogar eine Lücke für den Durchgangsverkehr. "Früher habe ich die Schmuggler selbst gejagt", erzählt Rusty in seinem typischen texanischen Akzent. "Bin in den Truck gestiegen, hab' sie mit der Waffe aufgehalten und gewartet, bis die Grenzpolizei kam."

Seine Eltern hatten sich hier einst niedergelassen, um auf der Farm Esel zu züchten - die Straße trägt den Familiennamen. Rusty selbst hat fast sein ganzes Leben auf der Farm am Rande von Brownsville verbracht. Doch jetzt lassen seine Kräfte nach, das Alter, der Hautkrebs. "Aber ich kann nicht wegschauen", sagt er.

Und nicht weghören: Fast jede Nacht hört er die Fremden, erst gestern seien ungefähr zwei Dutzend Menschen vorbeigekommen, schätzt er. Wie viele davon die Grenzpolizei fassen konnte, weiß er nicht.

Manchmal hallen Schüsse herüber

Manchmal hallen Schüsse von der anderen Seite des Rio Grande herüber. Da drüben liegt der Ort Matamoros, dort geben seit zehn Jahren die Kartelle den Ton an. Morgens findet Rusty oft Spuren am Ufer, manchmal ist auf der anderen Seite ein Boot angebunden. Die Grenze verläuft in der Mitte des Flusses, die amerikanische Grenzpolizei kann nur warten, bis jemand weit genug herüberkommt.

Monsees hat Leichen gefunden und - das gibt er freimütig zu - selbst des Öfteren zur Schusswaffe gegriffen. Er hat über die Jahrzehnte Dutzende seiner Hunde beerdigen müssen; einem hatte jemand lebendig die Haut abgezogen, erzählt er. Und auch Menschen liegen hier vergraben: Zwei Männer, ohne Kopf und Hände auf seinem Grundstück zurückgelassen. "Wer mag, kann sie ausgraben und einen DNA-Test machen", sagt er, denkt kurz nach und zuckt dann mit den Schultern. "Aber was bringt es?"

Was bringt es? Diese Frage hat sich Rusty Monsees schon oft gestellt. Er hat Respekt vor der Grenzpolizei, nennt sie "Engel in Grün". Man kennt sich, jede Stunde fahren die Beamten grüßend in ihren Jeeps vorbei. Doch es sind zu wenige, sagt der Rancher. Zu wenige, um sein Land zu schützen. Oder gar die USA.

Dass er ausharrt, hat Rusty kein Glück gebracht: Seine Kinder besuchen ihn nicht mehr, in der Nachbarschaft ist er ein Außenseiter. Spätestens, seit vor zwei Jahren Bürgermilizen auftauchten, um die Farm zu beschützen. Die patrouillierten im Morgengrauen schwer bewaffnet in Tarnanzügen durch die Straßen, während Kinder auf den Schulbus warteten. Ein Grenzagent fühlte sich bedroht und feuerte Schüsse ab. "Möchtegerns" seien das gewesen, die ein paar Einwanderer jagen wollten, erinnert er sich. "Ich habe sie rausgeschmissen."

Rusty Monsees ist konservativ, aber nicht naiv: Er spricht fließend spanisch und lobt die Tagelöhner, die hier seit Generationen ihr Geld verdienen. "Wenn Mexiko eine Mittelschicht hätte... warum sollten die Menschen dann über die Grenze in dieses Höllenloch kommen?", sagt er über sein Land. Und die Trump-Mauer, die ja sozusagen die XXL-Version des Zauns wäre? Natürlich politisches Gerede, unrealistisch und unnütz, aber er werde den Republikaner trotzdem wählen. Seine Vorfahren seien auch eingewandert, aber legal. Darum gehe es.

Ob er bessere Zeiten erleben wird? "Wenn mir jemand einen guten Preis für das Grundstück zahlt, bin ich sofort weg", sagt er. "Aber das wird nicht passieren. Das ist keine gute Gegend, man braucht eine gewisse Persönlichkeit, um hier zu leben." Zumal der rostige Stahlzaun den Wert des Grundstücks bestimmt nicht gesteigert hat. Einmal im Monat rufe ein alter Freund ihn an, ein Psychiater. "Er fragt mich immer, ob ich noch nicht verrückt geworden bin.

Die Grenzpolizistin: "400 bis 500 Menschen, jeden Tag"

Weiter westlich in McAllen wird der Deich, der die Kleinstadt vor dem Hochwasser des Rio Grande schützen soll, zugleich zur Grenzmauer. Der Fluss schlängelt sich an diesem Mittag still durch das grüne Tal, doch der Eindruck täuscht: Seit einigen Jahren hat sich dieser Korridor zum Mittelpunkt des illegalen Grenzverkehrs entlang der 3000 Kilometer zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten entwickelt.

"Im Moment greifen wir 400 bis 500 Leute jeden Tag auf", sagt die Grenzpolizistin Marlene Castro, "manche schwimmen, aber im Moment ist die Strömung zu stark und sie kommen in Schlauchbooten."

19 Jahre tut Castro schon an der Grenze Dienst, sie kann viel erzählen. Über Drogenschmuggler, die ihre Autos zu provisorischen Amphibienfahrzeugen umrüsten. Von Schleusern, die, wenn sie entdeckt werden, Menschen ins Wasser werfen, damit sie selbst sich aus dem Staub machen können, während die Grenzpolizisten die Ertrinkenden retten. Von den Verstecken im Grenzgebiet, in denen vor allem Frauen den Schleusern ausgeliefert sind. Von dem litauischen Ehepaar, das sie vor vielen Jahren aufgriff und das unbedingt Amerikas "Straßen aus Gold" sehen wollte, von denen sie gehört hatten.

Von Menschen, die sie beschimpfen, weil sie als Latina angeblich ihresgleichen verrate. Von neuer Technologie, Kameras und Sensoren, bald wahrscheinlich Drohnen. Und davon, dass es so schwer ist, den Menschen in die Augen zu sehen, wenn sie auf dem Revier ihre Geschichte erzählen, von ihrem Schicksal, ihren Träumen.

"Ich glaube, dass wir gute Arbeit machen", sagt Castro trotzdem. "Wir waren letzte Nacht draußen, und wenn Sie mich fragen, haben wir alles gefasst, was wir gesehen haben." Sie klingt überzeugt, aber entspricht es der Realität?

Darüber, wie gut der Grenzschutz funktioniert, gibt es unterschiedliche Ansichten: In den ersten acht Monaten dieses Jahres wurden entlang der 3000 Kilometer langen Grenze fast 370 000 Menschen aufgegriffen, zwei Drittel davon in Texas, davon wiederum zwei Drittel im Rio Grande Valley. Die meisten von ihnen kommen inzwischen aus den instabilen mittelamerikanischen Ländern El Salvador, Guatemala und Honduras, in denen viele Gegenden von Gewalt und Bandenkriminalität geprägt sind und den Einheimischen keine Perspektiven bieten.

Die Obama-Regierung hat Mexiko Geld gezahlt, um die Einwanderer schon vor der Grenze zu stoppen. Die Zahl der Abschiebungen ist stark angestiegen: zwischen 2009 und 2014 haben die USA insgesamt 2,4 Millionen Menschen aus dem Land gebracht, um die Quoten zu erfüllen. Das und die Zustände in den privat betriebenen Abschiebe-Gefängnissen hat dem Präsidenten heftige Kritik von Menschenrechtlern eingebracht.

Zugleich sagen diese Zahlen wenig aus, weil ihnen der Kontext fehlt: Das Heimatschutzministerium veröffentlicht keine Angaben dazu, für wie hoch sie die Zahl der unbemerkten Grenzüberquerungen schätzt. Unklar ist auch, wie viele der Neuankömmlinge für immer untertauchen. Und zwar vor dem Gerichtstermin, bei dem über ihren Fall verhandelt werden soll.

Derzeit schieben die Einwanderungsgerichte etwa 500 000 Fällen vor sich her, die Wartezeit beträgt bis zu zwei Jahren. Weil es einfach nicht genügend Abschiebegefängnisse gibt, kommen die Migranten anfangs in der Regel bei Angehörigen unter, inzwischen müssen viele mit GPS ausgestattete Fußfesseln tragen, damit die Behörden ihren Aufenthaltsort kennen.

Nur jeder zehnte männliche Migrant aus Mittelamerikaner kann damit rechnen, Asyl zu erhalten. Wer aus Mexiko kommt, wird in der Regel gleich zurückgeschickt. Bei Frauen mit Kindern liegt die Ablehnungsquote ungefähr bei 40 Prozent; viele stellen sich freiwillig, sobald sie auf amerikanischem Boden sind.

Wie viel Grenzschutz ist hier überhaupt möglich?

Das sei alles zu simpel und zu lückenhaft, sagen vor allem die Republikaner - jeder könne nach Belieben ein- und ausgehen. "Die Menschen verstehen nicht, dass wir nicht nur Personal haben, sondern auch Technik, Hinweise der Kollegen in Mexiko und von Bürgern", sagt Castro etwas genervt. "Könnte es besser sein? Alles könnte besser sein."

Die Grenzbeamtin steht inzwischen am Rande eines öffentlichen Parks am Flussufer, ein Ausflugsdampfer tuckert mit lauter Mexicana-Musik vorbei. Bis zum anderen Ufer sind es weniger als 100 Meter. Die Grenzpolizisten beobachten gelangweilt das Treiben. Wie viel Grenzschutz ist überhaupt möglich in einer solchen Gegend?

Liberale und moderate Konservative haben Vorschläge, wie sich der Druck an der Grenze senken ließe: Arbeitsprogramme, Legalisierungsverfahren für Einwanderer, die seit Jahren ohne legale Papiere im Land sind, und auch eine Stabilisierung der Lage in den von Bandenkriminalität geprägten Gebieten Mittelamerikas. Den Konservativen bieten sie als Gegenleistung an, auch die Zahl der Grenzpolizisten nochmals aufzustocken.

Doch im aktuellen politischen Klima ist eine Einwanderungsreform nicht in Sicht. Und so müssen Castro und ihren Kollegen bis zum Winter damit rechnen, in den Nächten viel zu tun zu haben. Erst wenn die Tage kälter werden, geht die Zahl der Überquerungen zurück.

Die Helferin: "Die Grenze gibt es nicht"

Wenn Schwester Norma Pimentel an Einwanderer ohne die notwendigen Dokumente denkt, sieht sie keine Bedrohung. Sie sieht Freunde, Familien, Nachbarn. "Viele Menschen auf dieser Seite der Grenze leben ohne Papiere - manchmal kommen sie mit einem Visum und bleiben dann. Sie gehen hier in die Schule, arbeiten. Das ist hier absolut normal."

Die Nonne sitzt in einer kleinen Halle neben ihrer Kirche in McAllen, es sieht ein bisschen wie bei Woolworth aus. Kleider, Rucksäcke und Schuhe sind ordentlich angeordnet, die Helfer warten am Eingang ungeduldig auf die Ankömmlinge: In ein paar Minuten werden hier wieder Väter und Mütter mit ihren Kindern eintreffen, frisch aus dem Gewahrsam der Grenzpolizei. Viele von ihnen sind schon seit Wochen unterwegs. Sie können ihre Verwandten anrufen, sich duschen, etwas essen und sich ihre staubigen Kleider tauschen, bevor sie vom Busbahnhof aus in alle Himmelsrichtungen - außer Süden - verschwinden. Vor allem aber erhalten sie wieder das Gefühl, Menschen zu sein.

Viele Bewohner des Rio Grande Valley haben ihre Wurzeln südlich der Grenze, Hunderttausende leben hier ohne Aufenthaltsgenehmigung, ein Teil davon bereits seit Jahrzehnten. Doch wer kann das schon auf den ersten Blick erkennen in einer Gegend, in der die Kultur zweier Länder längst verschmolzen ist? "Ich komme aus der Grenzregion", sagt Schwester Norma, "die Grenze gibt es nicht."

Genau deshalb existiert hier auch eine erstaunliche Hilfsbereitschaft: 2014 erlangte Schwester Normas kleine Halle große Berühmtheit, als Tausende unbegleiteter Kinder aus Mittelamerika an der Grenze auftauchten und das Einwanderungsdilemma erneut in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Norma und ihre katholischen Hilfsorganisationen bündelten die Kräfte und eröffneten eine Aufnahmestation. Sogar Papst Franziskus lobte den Einsatz bei einem Besuch an der Grenze.

"Eine Menge Gewalt dort unten in Mittelamerika"

"Die Zahlen gehen wieder hoch", sagt Norma jetzt besorgt, "im Moment machen hier etwa 150 Menschen jeden Tag Station." Die Schlepper ermutigen die Migrationswilligen, noch vor dem Winter nach Norden zu gehen, vielleicht auch mit dem Gerede von der "Trumpschen Mauer". Für sie ist Einwanderung ein großes Geschäft: Die Ankömmlinge zahlen Tausende Dollar, arbeiten zuhause teilweise Jahre für die Reise an die Grenze.

"Es gibt eine Menge Gewalt dort unten in Mittelamerika", sagt Schwester Norma, "viele Gangs, wenig Arbeit. Die Schmuggler, die Kartelle - sie gehören alle zusammen, sie sorgen für die schlechte Lage und verdienen dann noch, wenn die Menschen fliehen müssen."

Die 63-Jährige sieht das große Bild und die persönlichen Schicksale, die politische Diskussion und die Menschlichkeit. Sie hält sich mit politischen Aussagen zurück. Sie weiß, dass jeder terroristische Anschlag die Diskussion ins Hysterische kippen lässt, selbst wenn die Täter nicht aus Mittelamerika stammen. Sie weiß, dass undokumentierte Einwanderer im Vergleich zur Gesamtbevölkerung im Schnitt weniger Verbrechen begehen und dass die Kriminalität im Rio Grande Valley niedriger ist als in anderen Gegenden des Landes.

Schwester Norma konzentriert sich auf das, was ihr und ihren Helfern möglich ist. "Was wir hier tun, bringt das menschliche Gesicht der Einwanderung ans Licht", sagt sie. "Wir dürfen nie vergessen, dass das Menschen sind und dass sie besondere Unterstützung brauchen. Das ist wichtig." Dann treffen die ersten Familien vom Busbahnhof ein.

Zögerlich gehen die Neuankömmlinge auf die Halle zu, blicken sich schüchtern um. Als die Helfer applaudieren und "Bienvenido" (Willkommen) rufen, huscht vereinzelt ein Lächeln über die erschöpften Gesichter. "Keine Sorge, alles wird gut, wir kümmern uns um euch!", ruft eine Freiwillige. Hungrige Babys schreien, eine schwangere Frau muss gestützt werden. Vor Dankbarkeit und Erschöpfung beginnen einige aus der Gruppe zu weinen.

Der Bürgermeister: "Schon der Grenzzaun war keine gute Idee."

Über dem Rio Grande Valley wehte die Flagge der Spanier, der Franzosen und der Mexikaner; die Gegend nördlich der heutigen Grenze war Teil der Republik von Texas und gehört jetzt zu den Vereinigten Staaten. Hispanisch aussehende Männer tragen hier breite Cowboy-Hüte, die Politiker heißen Diaz, Rodriguez, Villareal. Das örtliche Kaufhaus hat den Namen "Casa Kevin" und die als "Tejano" bekannte lateinamerikanische Folk-Musik dudelt aus allen Radios - in englischer und in spanischer Sprache. Die Gegend im Süden von Texas gilt als eine der wichtigsten Handelsrouten für den Warenverkehr zwischen den USA und Mexiko.

"Es gibt keinen Kleiderschrank, in dem man sich vor der Welt da draußen verstecken kann", sagt Brownsvilles Bürgermeister Tony Martinez. Der grauhaarige 70-jährige Demokrat mit den dunklen Augen sitzt in seinem Büro und schüttelt lächelnd den Kopf. "Die Mauer? Wird nicht gebaut. Schon der Grenzzaun war keine gute Idee."

Ein paar Hundert Meter von Martinez' Büro geht die Brücke über die Grenze nach Matamoros. Eigentlich sind die Städte geographisch kaum zu trennen. "Es ist hier ein bisschen wie mit der Berliner Mauer", sagt Martinez. Nur, dass in Ost-Berlin nicht das Politbüro, sondern das Zeta-Kartell den Ton angibt. Früher sei man für ein Feierabend-Bier auf die andere Seite, heute ist das zu gefährlich. Das größte Problem ist deshalb für Martinez nicht der Strom nach Norden, sondern der versiegende Strom nach Süden.

"Ja, es gibt Schmuggler und das Kartell", räumt Martinez ein, "aber Sicherheit ist auf unserer Seite nicht das Problem. Die Kartellleute wollen nicht über die Grenze. Guck, was mit El Chapo passiert ist", sagt er in Anspielung auf den Drogenboss, der nicht in die USA ausgeliefert werden will.

Vom Wilden Westen ist hier wirklich nichts zu spüren. Fußgänger und Autofahrer stehen diszipliniert am Grenzübergang an, die Nachmittagssonne versengt auf beiden Seiten die Haut, es duftet nach Benzin und gebratenem Huhn.

Leben in unterschiedlichen Welten

Und doch leben die Menschen hier in unterschiedlichen Welten, selbst diejenigen, die sich auf der gleichen Seite des Grenzzauns befinden. Immer wieder diskutieren die Texaner über ein Gesetz, wie es in Arizona existiert: Polizisten können dort in einer Personenkontrolle auch Beweise für einen legalen Aufenthaltsstatus einfordern. Die eine Hälfte der Texaner will dies auch für ihren Bundesstat, die andere ist dagegen.

Tony Martinez würde lieber über die Zukunft sprechen, über die Raketen-Abschussrampe, die das Raumfahrtunternehmen Space X von Elon Musk aus dem Silicon Valley vor den Toren der Stadt baut. Von dort, so schwärmt er, werde die Menschheit vielleicht einmal zum Mars aufbrechen.

Doch dann ist da die Aussicht auf eine Zukunft, die nach den Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten als Albtraum aus der Vergangenheit zurückkehrt. "Ich bin hier aufgewachsen", erzählt Martinez. "Ich erinnere mich noch daran, wie es war als ich ein kleiner Junge war. Ich musste im Bus hinten sitzen, in Geschäften bediente mich niemand. Und das alles nur, weil ich eine braune Hautfarbe habe."

Der Bürgermeister denkt kurz nach und schüttelt den Kopf. "Ich möchte nicht, dass diese Zeit wiederkommt."

Barriers are seen at the United States-Mexico border crossing in Brownsville

So sieht der Grenzübergang in Brownsville für die Menschen auf mexikanischer Seite aus

(Foto: Shannon Stapleton/Reuters)
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