Einnahmequellen der Isis:Beim Geld hört die Feindschaft auf

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Laut BBC soll sie bereits in die Hände der Isis gefallen sein: die seit Tagen umkämpfte Raffinerie von Baidschi (Archivfoto) (Foto: REUTERS)

Geiselnahme, Erpressung, Raub, Schmuggel, aber auch Müllabfuhr, Fabriken und Ölraffinerien gehören zu den Einnahmequellen der Isis. Wie die Islamisten ihren Feldzug finanzieren, um einen Gottesstaat vom Mittelmeer bis nach Bagdad zu errichten.

Von Rudolph Chimelli

Als die Terroristen der Isis im Handstreich die Millionenstadt Mossul vor knapp zwei Wochen besetzten, fielen ihnen in der Filiale der irakischen Staatsbank angeblich 400 Millionen Dollar in die Hände. Vorsichtigere Schätzungen sprechen von "gegen hundert Millionen". Doch schon vorher war die Isis, arabisch Daesch, nach Meinung von Fachleuten die reichste terroristische Organisation auf Erden. Im Norden Syriens, wo sie sich zuerst ausgebreitet hatte, übernahm sie im vergangenen Jahr die Kontrolle über das Ölfeld bei Rakka. Einen Teil der Förderung verarbeitet sie in primitiven Raffinerien für den Eigengebrauch. Das Gros verkauft sie an den Erzfeind, das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in Damaskus.

Die wichtigste Geldquelle der Daesch waren indessen von Anfang an Gönner in Saudi-Arabien und am Golf. Die Regime der Arabischen Halbinsel sind autokratisch regiert, aber gleichzeitig privatwirtschaftlich organisiert. Die Reichen sind für die sehr geschickte Propaganda der Gruppe - wie schon vorher anderer Islamisten - empfänglich. Sie sehen ihre Spenden als "Werke des Glaubens" und kümmern sich fast nie darum, was mit dem Geld geschieht. Der Vorwurf, Saudi-Arabien als Staat unterstütze die Terroristen, lässt sich auf diese Weise - theoretisch zumindest - leicht dementieren.

Andere, dauerhafte Pfründe der Isis sind rein krimineller Natur: Geiselnahme, Erpressung, Raub, Schmuggel. Schon ehe sie Mossul unter Kontrolle hatten, brachten ihnen solche Methoden mehrere Millionen im Monat ein. Seither erhebt die Organisation "Steuern". Von Lastwagen, die im Norden des Irak unterwegs sind, wird pro Fahrt eine Gebühr von 200 Dollar kassiert. Nach Darstellung der Regierung in Bagdad wird von Christen in Mossul eine Sondersteuer mit der Drohung der Kreuzigung eingetrieben. Abtrünnige Isis-Leute veröffentlichten schon im vergangenen Jahr ein Dokument, laut dem die Gruppe Steuern für Schiiten, Christen sowie andere Minderheiten und die Übernahme von Ölfeldern und anderen Energiequellen ankündigte.

Von der Isis kontrollierte Gebiete in Irak und Syrien (Foto: SZ)

In Syrien betreiben die Militanten eine Zementfabrik und erheben Müllgebühren

Auch banale Geschäfte verschmähen die Terroristen nicht. Im syrischen Rakka müssen Geschäftsleute für die Müllabfuhr zahlen. In Manbidsch bei Aleppo betreiben sie eine Zementfabrik. Sollte ihnen die seit Tagen umkämpfte Raffinerie von Baidschi (auf halbem Weg zwischen Mossul und Bagdad) in die Hände fallen, die mit ihrer Kapazität von 300 000 Fass pro Tag ein Drittel des Inlandsbedarfs des Irak deckt, wäre dies eine weitere Einnahmequelle. Das Gleiche gilt für das in der Nähe liegende Kraftwerk, das zehn Prozent der irakischen Elektrizität liefert.

Das von Isis bekämpfte Regime in Bagdad käme kaum daran vorbei zu zahlen. An Bargeld fehlt es der Organisation offensichtlich ohnehin nicht. In Falludscha, das die Terroristen bereits seit einem halben Jahr kontrollieren, haben einige der Banken, die sie zuvor geplündert hatten, wieder geöffnet. Bewaffnete Kämpfer stehen Wache vor den Filialen. Die New York Times zitierte den libanesischen Experten Kamel Wasne, der den Aufstieg der Islamistentruppe seit Langem verfolgt, mit den Worten: "Wir brauchen uns den Terrorstaat nicht mehr vorzustellen. Wir haben ihn schon."

© SZ vom 24.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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