Im vergangenen Jahr sind in Deutschland so viele Menschen eingebürgert worden wie noch nie seit Beginn der entsprechenden Statistik im Jahr 2000. Die Zahl der Einbürgerungen stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent, nachdem sie 2022 im Vorjahresvergleich bereits um 28 Prozent gestiegen war. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. In absoluten Zahlen wurden im Jahr 2023 rund 200 100 Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert, das sind 31 000 Menschen mehr als im Jahr zuvor.
Menschen mit 157 unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten erhielten einen deutschen Pass. Die fünf häufigsten waren Syrien, die Türkei, Irak, Rumänien und Afghanistan. Zusammengenommen kamen mehr als die Hälfte aller eingebürgerten Personen von dort. Mehr als 80 Prozent der neuen Staatsbürger behielten zusätzlich ihre ursprüngliche Staatsbürgerschaft.
Im Durchschnitt deutlich jünger als die Gesamtbevölkerung
Die Eingebürgerten waren im Durchschnitt 29,3 Jahre alt und damit deutlich jünger als die Gesamtbevölkerung, der Frauenanteil an den Eingebürgerten war mit 45 Prozent im Vergleich dazu geringer. Die größte Gruppe unter ihnen waren Syrer. Sie machten allein mehr als ein Drittel aller neuen Staatsbürger aus (38 Prozent), ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr noch mal um 56 Prozent. Im Jahr 2022 hatte sich diese Zahl im Vorjahresvergleich bereits mehr als verdoppelt, 2021 sogar versiebenfacht.
"Die hohe Zahl der Einbürgerungen von Syrerinnen und Syrern steht demnach im Zusammenhang mit der hohen Zuwanderung von syrischen Schutzsuchenden in den Jahren 2014 bis 2016", erklärten die Darmstädter Statistiker. "Diese erfüllen mittlerweile vermehrt die Voraussetzungen für eine Einbürgerung, unter anderem im Hinblick auf Sprachkenntnisse und Mindestaufenthaltsdauer."
Die Einbürgerungen irakischer Staatsangehöriger nahmen um 57 Prozent zu, während sie bei türkischen Staatsangehörigen um 25 Prozent zurückgingen. Die Zahl eingebürgerter Rumänen stieg um acht Prozent, diejenige der afghanischen Eingebürgerten um 55 Prozent. Sechs Prozent mehr Ukrainerinnen und Ukrainer wurden Deutsche, nachdem sich ihre Zahl von 2021 auf 2022 im Zuge des russischen Angriffskrieges auf ihr Heimatland fast verdreifacht hatte. Insgesamt machen die Einbürgerungen ukrainischer Staatsangehöriger im vergangenen Jahr aber nur drei Prozent aller Einbürgerungen aus.
Zu Beginn dieses Jahres hatte die Bundesregierung die Einbürgerung mit einer Reform des Staatsangehörigkeitsrechts erleichtert. So werden Einbürgerungen schon nach fünf statt wie bisher acht Jahren möglich, bei "besonderen Integrationsleistungen" sogar nach drei Jahren. Die Union hat diese Senkung der Anforderungen kritisiert, während die Ampelkoalition sie als Ausdruck von Wertschätzung sowie als eine Antwort auf den Fachkräftemangel befürwortet. Seit einigen Jahren werden in deutschen Rathäusern auch Einbürgerungsfeiern veranstaltet.