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Migration:Weniger Einbürgerungen wegen Brexit und Corona

Die Zahl der Einbürgerungen ist im vorigen Jahr um 15 Prozent gesunken. Fast die Hälfte davon geht auf das Konto der Briten. Eine andere Gruppe wird künftig mehr und mehr Anträge stellen.

Im vergangenen Jahr sind deutlich weniger Menschen in Deutschland eingebürgert worden. Das lag vor allem am Brexit und an der Corona-Pandemie, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden berichtete. 2020 erhielten etwa 109 900 Ausländerinnen und Ausländer die Staatsbürgerschaft - 15 Prozent weniger als 2019.

"Dieser Rückgang ist gut zur Hälfte auf die verminderte Zahl an Einbürgerungen von Britinnen und Briten zurückzuführen", berichteten die Wiesbadener Statistiker. 2020 wurden nur noch 4900 britische Staatsangehörige eingebürgert, 66 Prozent weniger als 2019. Die Zahl der Einbürgerungen von der Insel hatte 2019 ihren Höchststand erreicht. Insgesamt haben sich seit dem Brexit-Referendum 2016 bisher 36 500 Briten in Deutschland Bürger geworden. Wer bis Ende 2020 einen Antrag stellte, konnte die britische Staatsangehörigkeit behalten.

Rechnet man die Briten heraus, verzeichnet die Statistik für das Jahr 2020 nur noch einen Rückgang von acht Prozent. Das spiegelt nach Angaben der Statistiker auch wider, "dass es im Jahr des Ausbruchs der Corona-Pandemie bei den zuständigen Behörden teilweise zu verlängerten Wartezeiten kam und weniger Anträge bearbeitet werden konnten". Menschen aus 173 Nationen ließen sich 2020 in Deutschland einbürgern. Ein gutes Viertel davon stammte aus der EU. In dieser Gruppe stellten rumänische Staatsangehörige mit 5900 Einbürgerungen erstmals die größte Gruppe. Zuvor hatten Briten und Polen die Liste der Bürger aus EU-Ländern angeführt.

Die Zahl der eingebürgerten Syrer steigt

Von außerhalb der EU wurden wie in den Vorjahren am häufigsten Türkinnen und Türken eingebürgert. Allerdings gab es auch hier einen deutlichen Rückgang - und zwar um mehr als ein Viertel von 16 200 auf 11 600. "Syrische Staatsangehörige stellten erstmals die zweitgrößte Gruppe unter den Eingebürgerten", berichtete die Statistikbehörde. Entgegen dem allgemeinen Trend stieg ihre Zahl um knapp drei Viertel von 3900 auf 6700.

Bei etwa 22 Prozent der Einbürgerungswilligen war die Mindestaufenthaltsdauer wegen besonderer Integrationsleistungen verkürzt worden. "Für die kommenden Jahre ist zu erwarten, dass die Zahl weiter ansteigt, wenn immer mehr der zwischen 2014 und 2016 eingereisten syrischen Schutzsuchenden die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen."

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