Ein Jahr Schwarz-Gelb:Von Gurkentruppen und Westerwellen

Nach der Traumhochzeit kamen die Ehekrisen: CDU, CSU und FDP überzogen sich zu Beginn ihrer Regierungszeit oftmals mit wüsten Beschimpfungen. Die Highlights aus einem Jahr gemeinsamen Regierens.

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Ein Jahr schwarz-gelbe Koalition

Quelle: dapd

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"Ich bin wahrscheinlich älter und reifer geworden, aber der Spaß hat nicht nachgelassen. Mir geht's gut."

Das sagte Angela Merkel (CDU), alte und neue Kanzlerin, nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen im vergangenen Jahr. Auch Vizekanzler und Außenminister Guido Westerwelle (FDP, links) und CSU-Chef Horst Seehofer (rechts) strahlten da noch. Doch bald sollten die Querelen losgehen.

CDU Wahlkampf in NRW

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"Wir sind seriöse Leute. Wir rechnen, bevor wir Geld ausgeben. Wenn Frau Homburger weiß, wie man etwas finanziert ohne Einnahmen zu haben, dann sollte sie sich einfach melden. Vielleicht kriegt sie dafür den Ökonomie-Nobelpreis."

Nordrhein-Westfalens damaliger Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) jedenfalls war bald wenig begeistert von den Steuersenkungsplänen von FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger ...

Bosbach kritisiert hohe Zahl Parlamentarischer Staatssekretaere

Quelle: ddp

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... und CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach sah die Misere schon kommen:

"Es ist wichtig, dass wir einen klaren Kurs haben und die Bürger nicht den Eindruck gewinnen, wir beschäftigen uns mehr mit uns als mit den Sorgen der Menschen."

Politischer Aschermittwoch - CSU

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Die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär schöpfte zwar noch Hoffnung: 

"Nach der Liebeshochzeit ist die Zeit des Flitterns jetzt vorbei. Die ersten drei Monate hat man die rosarote Brille auf, erst dann ist man reif für den Alltag."

Guido Westerwelle

Quelle: AP

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Doch umsonst: 

"Wer keine konstruktiven Ideen hat, macht eben Getöse."

Das befand die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer zu Westerwelles Sozial-Thesen (Stichwort "spätrömische Dekadenz")

FDP-Parteitag - Philipp Rösler

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Und zu allem Übel kam auch noch die Gesundheitsreform von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) ins Spiel:

"Herr Rösler sollte weniger Tagträumereien über Kopfpauschalen nachhängen",

erklärte jedenfalls CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.

-

Quelle: dpa

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FDP-Chef Guido Westerwelle wollte das so nicht stehen lassen:

"Ich habe eine Engelsgeduld. Aber ich kann auch anders."

WESTERWELLE

Quelle: AP

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Horst Seehofer nahm sich den FDP-Chef während seiner Rede am politischen Aschermittwoch vor:

"Das ist kein Tsunami, das ist nur eine Westerwelle."

Aussenminister und Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP)

Quelle: dapd

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Dann debattierte die Öffentlichkeit auch noch darüber, ob Westerwelles Lebensgefährte Michael Mronz die Reisen des Außenministers für eigene Geschäfte nutzt. Westerwelle war wütend und rief in Richtung der Medien und seiner Kritiker:

"Ihr kauft mir meinen Schneid nicht ab."

Dobrindt wird CSU-Generalsekretär

Quelle: dpa

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Doch nicht nur die Bundespolitiker keilten gegeneinander. Genauso sauer war Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein. Er griff zu radikalen Schritten und sagte über CSU-Generalsekretär Dobrindt (im Bild) mit Blick auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen:

"Diesen CSU-Generalsekretär werden wir uns als Erstes vornehmen. Feuer frei von jedem."

1000 Niedersachsen an Schweinegrippe erkrankt

Quelle: dpa

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Dem wurde es dann doch etwas zu heiß. Dobrindt zeigte sich ernsthaft besorgt über Kubickis Gesundheit:

"Dem Kubicki ist wohl die Schweinegrippe aufs Gehirn geschlagen. Für solche politischen Quartalsspinner wie Kubicki kann sich die FDP nur schämen."

Seit Jahresbeginn wurden 54 Rinder positiv auf BSE getestet

Quelle: ddp

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Aber Kubicki, äußerst lebendig, entgegnete:

"An der Reaktion des CSU-Generalsekretärs sieht man deutlich, dass die CSU keine Ahnung hat: BSE schlägt aufs Gehirn, nicht die Schweinegrippe."

Datenspeicherung gekippt - Leutheusser-Schnarrenberger

Quelle: dpa

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Da half auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nicht mehr, die dem Ganzen vermutlich einfach gerne ein Ende gesetzt hätte:

"Ich hätte viel zu tun, wenn ich jetzt auf Entschuldigungen warten würde für die lange Liste von Dingen, die uns die CSU schon an den Kopf geworfen hat."

WILDSCHWEINE AUF DEM VORMARSCH

Quelle: DPA

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Denn jetzt ging es erst richtig los:

"Die CSU ist als Wildsau aufgetreten, sie hat sich nur destruktiv gezeigt."

Das fand zumindest der Parlamentarische Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr (FDP). Sein Parteifreund, FDP-Generalsekretär Christian Lindner, pflichtete ihm bei und erklärte, CSU-Chef Seehofer habe ein persönliches Trauma, weil er selbst wegen einer gescheiterten Gesundheitsreform zurückgetreten sei.

"Jetzt müssen 70 Millionen gesetzlich Versicherte seine Traumatherapie machen."

Gemueseernte unter Glas beginnt

Quelle: ddp

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Woraufhin CSU-Generalsekretär Dobrindt konterte:

"Die Liberalen sind eine gesundheitspolitische Gurkentruppe. Bei der FDP sind zwei Sicherungen durchgeknallt, und die heißen Bahr und Lindner."

Landesvorsitzende der Jungen Union Bayern, Stefan Müller, MdB

Quelle: SEYBOLDTPRESS

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"Eins ist sicher: Wir sind besser als unser Ruf."

Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stefan Müller, klang da fast schon verzweifelt.

Germany's Friedrich Marin Gomez Podolski Ozil and Lahm walk dejectedly from pitch after defeat by Serbia in 2010 World Cup Group D soccer match in Port Elizabeth

Quelle: REUTERS

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Sogar der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) kritisierte den fehlenden Teamgeist von Schwarz-Gelb:

"Stellen Sie sich mal den Aufschrei vor, wenn Philipp Lahm dem Özil in die Hacken treten würde, nur um Werder Bremen für die nächste Bundesliga-Saison zu schwächen."

Ein Jahr schwarz-gelbe Koalition

Quelle: dapd

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Bis auch Seehofer zugab:

"Wir sind optimierungsfähig im Verkauf unserer Politik."

© sueddeutsche.de/hild/gba
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