Ein Jahr Gordon Brown:From Hero to Zero

Verhämt, verspottet, verlacht: wie Großbritanniens Premier Gordon Brown in nur einem Jahr zum Konkursverwalter von Labour wurde. Ein Rückblick in Bildern.

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Gordon und Sarah Brown

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Verhämt, verspottet, verlacht: wie Großbritanniens Premier Gordon Brown in nur einem Jahr zum Konkursverwalter von Labour wurde. Ein Rückblick in Bildern.

Da war noch alles gut: Am 27. Juni 2007 übernahm Gordon Brown von Tony Blair das Regierungsamt in der Downing Street Nr. 10. Nach seinem Amtsantritt verbuchte Brown wochenlang hohe Umfragewerte. Brown versuchte sich als ganz neuer Regierungschef zu präsentieren. Er sei ein "Politiker mit Überzeugungen", lobte er sich selbst - mit einem Seitenhieb auf seinen Amtsvorgänger Tony Blair.

Doch dann kam die Frage, wie es Gordon Brown mit Neuwahlen hält.

Gordon Brown mit seiner Frau Sarah vor der Downing Street 10. Foto: AP

Brown im Irak

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Grundsätzlich kann Brown als Premier jederzeit innerhalb der fünfjährigen Legislaturperiode Wahlen ansetzen. Er kann auch bis Mai 2010 regieren, ohne die Briten vorher zu den Wahlurnen zu rufen.

Doch nach seinem Amtsantritt gab es immer wieder Gerüchte, Brown könnte schon bald Wahlen anberaumen, um sich auch die Zustimmung des Volks zu holen. Die Spekulationen verstärkten sich, als Brown überraschend den Irak besuchte und den Abzug von 1000 britischen Soldaten bis Weihnachten ankündigte.

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David Cameron

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Dann kam der Wendepunkt: Im Oktober vergangenen Jahres sagte Gordon Brown vorgezogene Neuwahlen ab.

Der konservative Oppositionsführer David Cameron dagegen konnte glänzen: Er warf Brown "große Schwäche und Unentschiedenheit" vor. Brown begründete seine Entscheidung mit den Krisen in den Sommermonaten: ...

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Terroranschlag in Glasgow

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... dem Terroranschlag in Glasgow, als ein brennendes Auto in das Flughafenterminal fuhr, ...

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Hochwasser in Nordengland

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... den Überschwemmungen in Nordengland, ...

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Maul- und Klauenseuche

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... dem erneuten Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ...

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Northern Rock

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... und dem Finanzdebakel der Northern Rock.

Dabei hatte sich Brown nach anfänglichen Problemen als Krisenmanager bewährt. Aber seine Entscheidung, Neuwahlen eine Absage zu erteilen, stürzte Labour auf historische Tiefstände.

Von da an regierte Brown frei nach Murphys Gesetz: Was schiefgehen konnte, ging schief. Im November verlor die Steuerbehörde CDs mit persönlichen Daten von 25 Millionen Kindergeldempfängern.

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Gordon Brown

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Es folgte Labours Parteispendenskandal. Die hochverschuldete Partei ließ sich jahrelang auf ungesetzliche Weise von einem nordenglischen Bauunternehmer über Mittelsmänner unterstützen. Die Medien werteten dies als "Zeichen von Zerfall", der Labour-freundliche New Statesman titelte: "Unglücks-Brown". Der Premier wurde zum "Mr. Bean der britischen Politik", zum "Gordon Clown".

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Angela Merkel unterzeichnet den EU-Reformvertrag

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Auch auf dem internationalen Parkett blieb Brown glücklos. So verärgerte er seine EU-Kollegen, als er die Unterzeichnung des Vertrags von Lissabon im Kreis der anderen Regierungschefs schwänzte, offensichtlich aus Angst vor der europaskeptischen Presse.

Diese wiederum forderte wie die Opposition ein Referendum über den Reformvertrag. Hier blieb Brown hart: Mehrmals erteilte er dieser Forderung eine Absage - auch nach dem irischen Nein zum EU-Reformvertrag. Beide Parlamentskammern haben in Großbritannien den Lissabonner Vertrag mittlerweile ratifiziert - gegen anhaltende Kritik aus der Opposition.

Bundeskanzlerin Angela Merkel unterzeichnet den EU-Reformvertrag in Lissabon. Foto: AFP

Briten in Basra

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Zusätzlich unter Druck bringt Brown die Situation im Irak: Noch immer existiert kein Zeitplan zum Truppenabzug. Im Juni hat die Zahl der toten britischen Soldaten 100 erreicht. Dabei hatte Brown im Oktober 2007 angekündigt, die Truppen im Irak von rund 4000 auf 2500 zu reduzieren. Dies wurde allerdings nach einem Gewaltausbruch in Basra verschoben.

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Boris Johnson

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Auch innenpolitisch muss Brown schwere Schlappen wegstecken. Bei den Kommunalwahlen in England und Wales im März fuhr Labour die schlechtesten Ergebnisse seit 40 Jahren ein. Während die Konservativen 44 Prozent der Stimmen erhielten, lag Labour mit 24 Prozent sogar an dritter Stelle hinter den Liberaldemokraten. 20 Prozentpunkte Rückstand gegenüber den Konservativen: Das spiegelte ziemlich exakt die Umfragewerte Browns wider.

Komplett machte das Kommunalwahldesaster Labours die Niederlage in London: Der Tory-Kandidat Boris Johnson (Bild) konnte sich knapp gegen Bürgermeister Ken Livingstone durchsetzen.

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Gordon Brown

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Ein Jahr nach dem Amtsantritt Browns trübt die düstere Wirtschaftslage die Stimmung der Briten. Die Labour-Regierung wirkt orientierungslos. Die Partei ist dem Bankrott nahe. Und in Umfragen liegt sie stets 20 Prozentpunkte hinter der konservativen Opposition. Gordon Brown steht vor einem Scherbenhaufen.

Pünktlich zum Jahrestag der Regierung Brown muss Labour erneut eine desaströse Niederlage einstecken: In der Nachwahl zum Unterhaus im Wahlbezirk Henley-on-Thames stürzt die Partei auf den fünften Platz ab und rutscht damit noch hinter die rechtsextreme British National Party. Die Nachwahl war nötig geworden, weil der neue Londoner Bürgermeister Boris Johnson nach seiner Wahl sein Abgeordnetenmandat abgegeben hatte.

Des Weiteren sind mittlerweile 74 Prozent der Briten der Meinung, dass Brown ein schlechterer Premier als Blair ist. Der wiederum stand in den letzten Jahren seiner Amtszeit extrem in der Kritik.

Zunächst hatte Brown versprochen, ohne die von Blair so eifrig betriebene Polit-PR zu regieren. Doch seit sein Image im Keller ist, hat er einen Stab von Medienberatern angestellt. Dem Steuerzahler soll diese umgerechnet mehr als zwei Millionen Euro im Jahr kosten.

Bis 2010 hat Brown noch Zeit, dieses Image zu ändern.

Foto: Reuters

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