Wahl in Frankreich:Justiz erhöht den Druck auf Präsidentschaftskandidat Fillon

Francois Fillon, former French Prime Minister and the Republicans party candidate in the French presidential elections, speaks at the National Federation of Hunters General Assembly in Paris

Jetzt ermittelt die Justiz gegen François Fillon.

(Foto: REUTERS)
  • Rückschlag für Fillon: Die französische Justiz ermittelt nun gegen den französischen Präsidentschaftskandidaten.
  • Das zeigt, wie schwer die Vorwürfe gegen den 63-Jährigen in den Augen der Untersuchungsrichter wiegen.
  • Es geht um den Verdacht der Hinterziehung öffentlicher Gelder.

Die französische Justiz hat ein Ermittlungsverfahren gegen den konservativen französischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon eingeleitet. Das sagte sein Anwalt der Nachrichtenagentur AFP. Es geht insbesondere um den Verdacht der Hinterziehung öffentlicher Gelder.

Dem 63-Jährigen wird die Scheinbeschäftigung von Familienmitgliedern auf Parlamentskosten vorgeworfen. Nach Berichten der satirischen Investigativzeitung Le Canard enchaîné wurde Fillons Ehefrau jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin bezahlt. Es fehlen jedoch Belege, dass sie auch tatsächlich arbeitete.

Die Untersuchungsrichter hatten Fillon eigentlich erst für Mittwoch vorgeladen. Die Befragung wurde aber um 24 Stunden vorgezogen, damit sie in "Ruhe" stattfinden könne, wie Anwalt Lévy sagte. Der Fall hat ein gewaltiges Medieninteresse ausgelöst.

Mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens rückt eine Anklage näher - noch ist es aber nicht so weit. Fillon wurde nun zunächst einmal formell beschuldigt. Eine Anklage und ein Prozess könnten später folgen. Vor den zwei Runden der Präsidentschaftswahl am 23. April und 7. Mai ist das aber höchst unwahrscheinlich.

Fillon erklärte, nichts Rechtswidriges getan zu haben

Das Ermittlungsverfahren ist trotzdem ein doppelter Rückschlag für Fillon: Es zeigt, wie schwer die Vorwürfe gegen den 63-Jährigen in den Augen der Untersuchungsrichter wiegen. Außerdem hatte der selbsterklärte Saubermann Fillon ursprünglich angekündigt, im Falle eines Ermittlungsverfahrens auf seine Präsidentschaftskandidatur zu verzichten. Später vollzog er dann eine Kehrtwende und zog sich damit viel Kritik auch von Parteifreunden zu.

Fillon hat erklärt, nichts Rechtswidriges getan zu haben und der Justiz Parteilichkeit vorgeworfen. In Umfragen ist der lange als Präsidentschaftsfavorit gehandelte Fillon wegen der Affäre abgestürzt: Bei den Wahlabsichten für die erste Runde am 23. April liegt er mit klarem Abstand hinter der Rechtsextremen Marine Le Pen und dem parteilosen Mitte-Kandidaten Emmanuel Macron. Damit würde er den Einzug in die Stichwahl am 7. Mai verfehlen.

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