Ermittlungen gegen früheren König:Medien: Juan Carlos hat Spanien bereits verlassen

Ermittlungen gegen früheren König: Juan Carlos im Jahr 2018.

Juan Carlos im Jahr 2018.

(Foto: Jaime Reina/AFP)

Schon seit dem Wochenende soll sich der frühere König nicht mehr im Land befinden. Erst am Montag hatte er in einem Brief an seinen Sohn und Nachfolger Felipe diesen Schritt öffentlich angekündigt.

Der von einem Korruptionsskandal und von Justizermittlungen bedrängte spanische Ex-König Juan Carlos hat sein Land nach Medienberichten schon vor der amtlichen Ankündigung seiner Auswanderung heimlich verlassen. Der 82 Jahre alte Vater von König Felipe VI. sei bereits am Wochenende ausgereist, berichteten der öffentlich-rechtliche Fernsehsender RTVE und andere spanische Medien am Dienstag unter Berufung auf das Königshaus. Wo sich Juan Carlos am Dienstag aufhielt, war zunächst unbekannt.

In einem am Montag veröffentlichten Schreiben, aus dem unter anderem die spanische Zeitung El País zitiert, kündigte Juan Carlos seine "gut überlegte Entscheidung, Spanien zu verlassen", an. Er werde nach 58 Jahren aus dem Palacio de la Zarzuela in Madrid ausziehen.

Mit dem Schritt wolle er dazu beitragen, die Arbeit seines Sohnes als Staatschef zu erleichtern, "angesichts der öffentlichen Auswirkungen, die gewisse vergangene Ereignisse derzeit verursachen", schreibt Juan Carlos in deutlicher Anspielung auf die im Juni gegen ihn eingeleiteten Justizermittlungen. "Es ist eine Entscheidung, die ich mit tiefen Gefühlen, aber mit großer Ruhe treffe", betont der emeritierte König.

Der Rechtsanwalt des Königs veröffentlichte El País zufolge ebenfalls ein Statement, in dem er versicherte, dass Juan Carlos der Staatsanwaltschaft ungeachtet seines Umzugs weiterhin zur Verfügung stehen werde.

Das Oberste Gericht in Madrid hatte am 8. Juni Ermittlungen gegen Juan Carlos eingeleitet. Es geht um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium. Die Vorwürfe lauten Geldwäsche und Steuerbetrug. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf Entwicklungen nach Mitte 2014.

Felipe distanziert sich von den Vorgängen um seinen Vater

Zu diesem Zeitpunkt gab Juan Carlos angesichts mehrerer Skandale den Thron an seinen Sohn weiter. Durch seine Abdankung nach fast vier Jahrzehnten auf dem Thron verlor er den Schutz, den die Verfassung dem Staatsoberhaupt gewährt.

Spanische Medien berichteten seither über belastende Aussagen aus getrennten Ermittlungen in der Schweiz, wonach Juan Carlos Millionen Euro vom verstorbenen saudischen König Abdullah erhalten haben soll. Anschließend soll Juan Carlos eine große Summe an einen früheren Gefährten weitergeleitet haben. Ermittler sehen darin einen möglichen Versuch, das Geld vor den Behörden zu verbergen.

König Felipe ist bestrebt, sich von den Vorgängen rund um seinen Vater zu distanzieren. Das Königshaus hat erklärt, Felipe habe von möglichen irregulären Finanztransaktionen seines Vaters keine Kenntnis gehabt. Felipe hat aufgrund der unklaren Herkunft des Vermögens von Juan Carlos auf das künftige Erbe von Seiten seines Vaters verzichtet. Außerdem strich er diesem dessen jährliche Apanage in Höhe von fast 200 000 Euro.

In einer aktuellen Mitteilung des Königshauses übermittelte Felipe seinem Vater El País zufolge seinen Respekt und Dankbarkeit für dessen Entscheidung, das Land zu verlassen. Zudem würdigte der König darin die historische Rolle seines Vaters im Übergang des Landes von der Franco-Diktatur in die spanische Demokratie. Zugleich betonte er die Einbettung der spanischen Monarchie in die Werte der Verfassung und des Rechtssystems.

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