Am 31. Januar 2015 verstarb Richard von Weizsäcker im Alter von 94 Jahren ( hier sein Leben in Bildern). Der Tod des ehemaligen Bundespräsidenten löste in Deutschland aber auch im Ausland große Bestürzung aus. Sein amtierender Nachfolger, Joachim Gauck, sagte, von Weizsäcker habe für eine Bundesrepublik gestanden, "die sich ihrer Vergangenheit stellt".
Wirken als Bundespräsident
Richard von Weizsäcker zum Kriegsende 1945:Wie eine Rede die Deutschen befreite
Noch Jahrzehnte nach Kriegsende rangen die Westdeutschen um den richtigen Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg. Es herrschte das Gefühl der Niederlage. Dann hielt Richard von Weizsäcker im Mai 1985 eine Rede zum Kriegsende - und veränderte so die Republik.
Als einer der Höhepunkte der Amtszeit von Weizsäckers gilt seine Ansprache ( hier im Wortlaut) zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985. Darin würdigte er den Sieg der Alliierten über Hitler als positiv für Deutschland. Markus Schulte von Drach bezeichnet die Rede in seiner Analyse als befreiend für die Deutschen.
SZ-Chefredakteur Kurt Kister charakterisiert den Alt-Bundespräsidenten in seinem Leitartikel wie folgt: "Kaum einer hat dieses Amt von kleiner Macht, aber großer Wirkung so ausgefüllt wie er." Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion, nennt den CDU-Politiker in seinem Video-Nachruf einen "Mann voller Integrität, Autorität und Lebensklugheit." Von Weizsäckers Ansehen in der Bevölkerung war so groß wie das kaum eines anderen deutschen Politikers. In seinem Nachruf bezeichnet Oliver Das Gupta ihn gar als "Bundeskönig".
Zum Tod von Richard von Weizsäcker:Der Bundeskönig
Richard von Weizsäcker war intellektuell, charismatisch und höflich. Eigene Erinnerungen an die Nazi-Zeit prägten sein politisches Wirken - und halfen ihm, Weichen richtig für die Zukunft zu stellen.
Konflikt mit Helmut Kohl
Mit dem Fall der Mauer assoziieren viele vor allem Helmut Kohl, den "Kanzler der Einheit". Dabei war in dieser Zeit von Weizsäcker immerhin Staatsoberhaupt. Im Gegensatz zu Kohl warnte von Weizsäcker vor einer überstürzten Wiedervereinigung. Deutschland müsse zusammenwachsen, nicht zusammenwuchern, sagte er.
Thorsten Denkler nennt den CDU-Politiker in seiner Analyse dennoch einen "glühenden Verteidiger der Wiedervereinigung", seine mahnenden Worte seien in einer Phase der Macher jedoch missverstanden worden. In einem weiteren Text schreibt Denkler, die beiden CDU-Politiker seien "in Feindschaft verbunden" gewesen. Kohl habe zu schaffen gemacht, dass er zwar die größere Macht, von Weizsäcker aber das größere Ansehen gehabt habe.
Richard von Weizsäcker und Helmut Kohl:In Feindschaft verbunden
Einst hatte Kohl seinen späteren Intimfeind für die Politik entdeckt. Doch Weizsäcker war zu schlau, um sich Kohl zu unterwerfen. Auf dem historischen Höhepunkt ihres Wirkens zerbricht die Verbindung der beiden Staatsmänner.
Wirken im Alter
Auch im hohen Alter mischte sich von Weizsäcker immer wieder in die Politik ein. Jannis Brühl erläutert, wie er nach dem Ende seiner zehnjährigen Amtszeit (1984-1994) unter anderem Vorschläge für die Reform der Vereinten Nationen und der Bundeswehr entwickelte. In Gastbeiträgen und Interviews meldete er sich auch immer wieder in der Süddeutschen Zeitung zu Wort.
Am heutigen Mittwoch findet zu Ehren des verstorbenen Alt-Bundespräsidenten ein Staatsakt im Berliner Dom statt. Dabei sprechen Bundespräsident Joachim Gauck sowie Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne). Beigesetzt wird von Weizsäcker im kleinen Kreis. Viele Bürger haben sich schon in das Kondolenzbuch für den beliebten Politiker eingetragen.