Ehefrau von US-Präsident Obama:Michelle Obama - First Lady als Superstar

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Michelle Obama beim SXSW in Austin, Texas

Bei ihrem Auftrittbeim SXSW-Festival wird First Lady Michelle Obama gefeiert. Präsidentin will sie allerdings nicht werden.

(Foto: AFP)

Sie ist beliebter als ihr Mann, eine tolle Wahlkämpferin und nutzt Social Media perfekt. Beim SXSW-Musikfestival wird die First Lady bejubelt - und enttäuscht doch.

Von Matthias Kolb, Austin

Queen Latifah ist als Rapperin bekannt geworden und kennt sich aus mit Ruhm. "Sie muss nicht mehr vorgestellt werden: Sie kämpft jeden Tag für jeden von uns. Hier ist Michelle", ruft Queen Latifah über den Jubel in Austin hinweg - und Michelle Obama betritt die Bühne. Die Menge feiert sie, die als erste First Lady beim Musik- und Technikfestival "South by Southwest" (SXSW) auftritt - wenige Tage zuvor war US-Präsident Obama dort.

Doch Michelle ist längst aus dem Schatten ihres Manns getreten: Die 52-jährige Stilikone ist viel populärer als Barack (gleiches galt für Laura Bush) und als @FLOTUS eine globale Marke. Gewiss: Seit Jahrzehnten wirbt die jeweilige First Lady of the United States (FLOTUS) für soziale Anliegen, doch Michelle Obama erreicht dank einer perfekten Social-Media-Strategie viel mehr Menschen als die Umwelt-Aktivistin Lady Bird Johnson oder die Ex-Bibliothekarin Laura Bush.

Direkt vor ihrem SXSW-Auftritt wurde die Hymne "This is for my girls" veröffentlicht, die mit Kelly Clarkson, Janelle Monae und Kelly Rowland einige der größten weiblichen Musikstars versammelt. Mit dabei sind auch Rapperin Missy Elliott und Songwriterin Diane Warren, die nun gemeinsam in Austin für Michelles Herzensthema werben: #62millionsgirls soll darauf aufmerksam machen, dass weltweit 62 Millionen Mädchen nicht zur Schule gehen können oder dürfen.

Sie ist ein Idol für Millionen junge Frauen

Diese Kampagne ist typisch für Michelles Engagement: Alle Einnahmen aus den Downloads des Songs "This is for the girls" werden gespendet, mit Apple und AOL sind Großkonzerne ebenso dabei wie das Motown-Label. Auf der Bühne reden die Frauen darüber, was ihre Leidenschaft geweckt habe: Queen Latifah etwa wurde politisiert, als sie sah, wie Crack in den achtziger Jahren die schwarze Community zerstörte.

Michelle Obama berichtet, wie sie die Zweifler motiviert hätten: "So viele hatten mir gesagt, dass ich es als schwarzes Mädchen in Chicago nicht nach Princeton oder an die Harvard Law School schaffen würde." Obama kämpft dafür, dass so viele junge Frauen wie möglich Karriere in der Politik, Wissenschaft oder in Firmen machen - und sich nicht einschüchtern lassen. Wegen dieser positiven Botschaft verehren Millionen - und Missy Elliott - diese First Lady.

Mehr Bildungschancen von Mädchen zu fördern: Dieses überparteiliche Thema ist ebenso perfekt für eine First Lady wie der Einsatz für die Familien von Veteranen (anders als etwa Forderungen nach strengeren Waffengesetzen). Michelle Obama ist zudem sehr geschickt darin, die öffentliche Debatte über die Facebook-Seite des Weißen Hauses und ihres eigenen Accounts bei Twitter und Instagram (jeweils knapp vier Millionen Follower) zu beeinflussen. Das kurze Video, in dem sie im Herbst 2014 mit einer Rübe tanzte (gesunde Ernährung ist wichtig!), wurde ebenso zur Internetsensation wie ihre "Mom Dance"-Tanzeinlagen mit Jimmy Fallon (Kampf gegen Fettleibigkeit ist noch wichtiger!).

Wie genau diese spontan wirkenden Einlagen geplant werden, beschreibt ein langer Artikel im Online-Magazin The Verge, der kurz vor "South by Southwest" erschien. Neben Lob von Marketing-Experten ("Sie ist sympathisch, authentisch und hat einen tollen Humor") äußert sich Michelle selbst. "Malia und Sasha finden uns alles andere als cool", sagt sie über ihre Töchter.

Doch dank der 14-jährigen Sasha und der drei Jahre älteren Malia wisse sie nicht nur was Vine sei (Sechs-Sekunden-Videos in Dauerschleife), sondern auch, was sich Teenager bei Snapchat angucken würden. Doch wenn ihre Eltern bei Comedian Zach Galifianakis auftreten (mehr hier), SMS-Nachrichten mit Jay-Z und Beyoncé austauschen oder die Sänger der Musical-Sensation "Hamilton" ins Weiße Haus einladen, dann berichten nicht nur viele Medien (inklusive SZ.de). Millionen sind von dieser Star-Power begeistert und Nicht-Amerikaner vergleichen die Obamas mit den heimischen Politikern - und hier kann höchstens der Kanadier Justin Trudeau mithalten.

Bleiben also - mindestens - zwei Fragen: Was ändert sich durch die vielen TV-Auftritte, das öffentliche Hula-Hoop-Tanzen und den ganzen Internet-Kram? Lässt sich, wie The Verge fragt, die Fettleibigkeit der amerikanischen Kinder mit einem Hashtag vermindern? Michelle Obama selbst ist überzeugt, dass sich der Diskurs verändert hat.

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