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EHC siegt im Derby:Kleinendorst lernt Derbypleiten

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Ingolstadts Trainer verliert nach vier Siegen sein erstes Derby. Der EHC München robbt sich durch den dritten Sieg hintereinander an die Spitzengruppe der DEL heran.

Von Christian Bernhard, München

Vieles kennt Kurt Kleinendorst in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) noch nicht, was allerdings wenig verwunderlich ist: Der 54-jährige US-Amerikaner ist erst seit Ende November Trainer des ERC Ingolstadt. Der Vorjahreszweite ist die erste Trainerstation in Europa für Kleinendorst, der seit 1991 in Nordamerika als Trainer tätig war und dabei im Jahr 2010 auch die U18-Nationalmannschaft seines Heimatlandes zum Weltmeistertitel geführt hat.

Das 2:3 beim EHC München am Freitagabend war erst sein siebtes Spiel in der DEL und war insofern speziell, da er es erstmals mit einem Gegner zu tun bekam, den er bereits kannte. Zwei Wochen vorher schon hatte sein Team die Münchner in Ingolstadt mit 4:2 besiegt. Kleinendorst wusste also, was ihn erwartet. Der EHC sei ein "sehr gutes Team", erklärte er vor der Partie, eines mit "guten Spielern", das ihm gefalle. Keith Aucoin, Stürmer der Münchner, nannte er explizit, auf ihn war er während seiner Zeit in den USA schon mehrfach getroffen. Außerdem habe Aucoin in der National Hockey League (NHL) gespielt - und dort käme niemand zum Zug, der nicht ein toller Spieler sei.

EHC nur noch vier Punkte vom Ersten entfernt

In Sekunde 26 der Verlängerung dürfte sich Kleinendorst an diese Einschätzung erinnert haben. Genau in diesem Moment nahm Aucoin einen schönen Querpass von Yannic Seidenberg an und knallte die Scheibe zum 3:2-Siegtreffer für München unter die Latte. Der Treffer war Aucoins erster nach sieben Spielen, in denen er nicht gerade wie ein Ex-NHL-Spieler gespielt hatte. Das Tor bescherte dem EHC den dritten Sieg in Serie innerhalb von sechs Tagen, er ist nun Tabellensechster, hat aber nur noch vier Punkte Rückstand auf Branchenprimus Berlin. Ingolstadt (11.) verringerte den Abstand auf Rang zehn durch den einen Punkt auf vier Zähler.

Dabei wäre für die Gäste deutlich mehr möglich gewesen. Wie schon beim ersten Aufeinandertreffen der zwei Vereine in dieser Saison führte der ERC in München im Startdrittel mit 2:0 - diesmal dank eines Doppelschlags von historischem Ausmaß. Björn Barta (17.) und Tomas Kubalik (18.) trafen innerhalb von nur fünf Sekunden, das war in der DEL zuletzt Krefeld vor 20 Jahren gelungen. Anders als im Oktober, als München danach noch 6:3 gewann, stand Ingolstadt diesmal auch nach der Führung defensiv stabil.

Ungewöhnlich, dass der Torwart schon wieder ran durfte

Wie schon im Startdrittel brauchten die Hausherren auch im Mitteldrittel etwas Zeit, um sich offensiv zu berappeln - dann aber übten sie großen Druck aus. Bei Richie Regehrs Pfostentreffer hatte Ingolstadt noch Glück (30.), zwei Minuten später war Verteidiger Frederic St. Denis aber mit einem erneuten Fernschuss erfolgreich. Mads Christensen hatte Ingolstadts Nationaltorhüter Timo Pielmeier dabei die Sicht genommen. Kaum war der EHC wieder im Spiel, hätten die Gäste den alten Zwei-Tore-Vorsprung wiederherstellen können. Thomas Greilinger lief alleine auf EHC-Torwart Danny aus den Birken zu, der - für Münchner Verhältnisse unüblich - zum dritten Mal in Serie im Kasten stand, und wurde dabei von Seidenberg mit einem Foul gestoppt. Den fälligen Penalty setzte Greilinger ans Lattenkreuz (34.). "Wir hätten den Sack zumachen können", fand Kleinendorst.

Stattdessen erhöhte München im Schlussdrittel noch einmal den Druck und belohnte sich in Person von Dominik Kahun, der Pielmeier mit seinem Schuss aus sehr spitzem Winkel nicht gut aussehen ließ, mit dem Tor zum 2:2 (48.). "Wir haben gegen Ende viel Zeit in unserem Drittel verbracht", beklagte Kleinendorst und betonte, dass die Partie eine "gute Lektion" dafür gewesen sei, wie man mit einer Führung zu spielen habe. Die Münchner mussten ihre Führung gar nicht mehr verteidigen, nach Aucoins Treffer zum 3:2 war direkt Schluss - und Kleinendorsts erste Derby-Niederlage nach zuvor vier solcher Siege besiegelt.

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Quelle:
SZ vom 20.12.2015
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