Edward Teller:Der "Vater der Wasserstoffbombe" ist tot

Lesezeit: 2 min

Der US-Atomphysiker starb im Alter von 95 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Teller arbeitete zusammen mit Oppenheimer an der ersten Atombombe. Während des Kalten Krieges trieb er die Entwicklung der Wasserstoffbombe voran. Bis zuletzt glaubte er, dass die von ihm mitentwickelten Waffen die Welt vor dem Sturz in den Abgrund bewahrt hätten.

Der Tod des Wissenschaftlers wurde von einer Sprecherin des Lawrence Livermore National Laboratorys der Universität Stanford im US-Bundesstaat Kalifornien bestätigt.

Der Physiker gehörte zu den Pionieren der Atomwissenschaft.

Teller war am 15. Januar 1908 in Budapest zur Welt gekommen. Er promovierte an der Universität Leipzig. Als Wissenschaftler jüdischer Abstammmung emigrierte 1935 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten.

Ab 1942 arbeitete er unter Robert Oppenheimers wissenschaftlicher Leitung im Rahmen des US-Atomprogramms Manhattan Project in Los Alamos im US-Bundesstaat New Mexico an der Entwicklung der Atombombe. Von 1949 trieb er die Entwicklung der noch stärkeren Wasserstoffbombe voran, später setzte sich Teller für die Entwicklung U-Boot-gestützten Nuklearraketen ein.

Sein Zerwürfnis mit seinem früheren Chef Robert Oppenheimer brachte dem gebürtigen Ungarn viel Kritik ein. Nach dem Krieg widersetzte sich Oppenheimer dem von Teller befürworteten Bau der Wasserstoffbombe.

Aussage gegen Oppenheimer

1953 wurde Oppenheimer daher wegen angeblicher kommunistischer Gesinnung ein Untersuchungsverfahren gegen ihn eingeleitet, in dem Teller gegen ihn aussagte. 1954 verlor Oppenheimer den Zugang zu allen Staatsgeheimnissen und wurde erst 1963 rehabilitiert.

Teller galt seit seiner Aussage bei vielen seiner früheren Freunde als Abtrünniger.

Einen Grund, sich für seine Rolle im Kalten Krieg zu entschuldigen, sah Teller nie. Er glaubte bis zuletzt, dass die von ihm mitentwickelten Waffen die Welt vor dem Sturz in den Abgrund bewahrten.

"Was, wenn wir das nicht getan hätten?"

Im Jahr 2001 veröffentlichte Teller, der als Jude von Ungarn nach Deutschland und dann weiter in die USA geflohen war, seine Erinnerungen unter dem Titel "Memoirs: A Twentieth Century Journey in Science and Politics" (Memoiren: Eine Reise in Wissenschaft und Politik im Zwanzigsten Jahrhundert).

Darin schreibt er: "Oft bin ich gefragt worden, ob ich es bedauere, an der Atom- und der Wasserstoffbombe gearbeitet zu haben. Meine Antwort ist nein. Ich bedauere die Todesopfer und die Verletzten zutiefst, die die Atombomben forderten, aber meine beste Erklärung dafür, warum ich die Arbeit an den Waffen nicht bedauere, ist eine Frage: Was, wenn wir das nicht getan hätten?"

Anlässlich der Verleihung der US-Freiheitsmedaille vor zwei Monaten, der höchsten Ehrung in den USA, hatte Teller über seine Arbeit gesagt: "Im Laufe meines langen Lebens musste ich einige schwere Entscheidungen treffen und ich war oft im Zweifel, ob ich richtig gehandelt habe."

Für die Forscher am Lawrence Livermore National Laboratory, das Teller mitgegründet hat, gilt er als ein "Gigant" der Physik des 20. Jahrhunderts, hieß es in einer Erklärung seines Instituts. Teller leitete das angesehene Labor mehr als zwei Jahre lang. 1977 ging er in den Ruhestand.

"Der Tod Dr. Edward Tellers stellt einen großen Verlust für dieses Labatorium und für die Nation dar", sagte Livermore-Direktor Michael Anastasio. "Er war Wissenschaftler mit Leib und Seele." Er werde lange als einer der bedeutendsten Wissenschaftler in Erinnerung bleiben, heisst es in der Erklärung des Instituts. Sein Leben habe er der Bewahrung der Freiheit gewidmet.

(sueddeutsche.de/dpa/AFP)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: