Angesichts chaotischer Zustände in Ecuadors Gefängnissen hat die Regierung des südamerikanischen Landes den Ausnahmezustand verhängt. Unter anderem wird das Versammlungsrecht vorübergehend eingeschränkt, hieß es in dem am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Dekret. Zudem gilt für die kommenden 60 Tage eine nächtliche Ausgangssperre und das Militär ist auf den Straßen im Einsatz.
Zuletzt hatten sich kriminelle Banden in den Haftanstalten des Landes heftige Auseinandersetzungen geliefert und Aufseher als Geiseln genommen. Die ecuadorianische Strafvollzugsbehörde sprach davon, dass es in sechs der überfüllten Gefängnisse zu "Zwischenfällen" mit rivalisierenden Banden gekommen sei.
"Wir übernehmen in den Gefängnissen wieder die Kontrolle"
Dem 34-jährigen Chef der mächtigen Bande "Los Choneros", Adolfo Macías alias "Fito", war nach Angaben der Gefängnisverwaltung dabei offenbar die Flucht gelungen. "Die Zeiten, in denen die wegen Drogenhandel, Auftragsmord und organisierter Kriminalität Verurteilten der Regierung gesagt haben, was sie zu tun hat, sind vorbei", sagte Präsident Daniel Noboa in einer Ansprache. "Wir übernehmen in den Gefängnissen wieder die Kontrolle." Noboa war erst im November mit dem Versprechen angetreten, gegen die zunehmende Gewalt in dem südamerikanischen Land vorzugehen.
Auf Videos war nun zu sehen, wie schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten in eine Haftanstalt einrückten und die Häftlinge in Unterwäsche auf dem Boden des Innenhofes aufreihten. Die Gewalt nahm in Ecuador in den vergangenen Jahren dramatisch zu. Mit etwa 25 Tötungsdelikten pro 100 000 Einwohner wurde im Jahr 2022 einer der höchsten Werte Lateinamerikas gemessen. Viele der überfüllten Gefängnisse werden von kriminellen Organisationen kontrolliert, es kommt dort immer wieder zu Kämpfen zwischen Banden.