Wegen der zunehmenden Ausbreitung der Ebola-Epidemie in Kongo hat Ruanda die Grenze zum Nachbarland kurzzeitig geschlossen, aber inzwischen wieder geöffnet. Das teilte das kongolesische Präsidentenamt mit. Ruanda hatte die Grenze am Donnerstag für mehrere Stunden geschlossen, nachdem in der Grenzstadt Goma der erste Fall einer direkten Übertragung des Ebola-Virus bestätigt worden war. Das Gesundheitsministerium des Kongos bestätigte, die einjährige Tochter eines Mannes, der diese Woche in Goma starb, sei ebenfalls erkrankt.
Bereits vor einem Jahr, am 1. August 2018, hatte Kongos Gesundheitsministerium den Ebola-Ausbruch der WHO gemeldet. Seitdem sind den kongolesischen Behörden zufolge mindestens 2674 Menschen an Ebola erkrankt und 1790 Menschen gestorben. Nach der Epidemie in Westafrika 2014/2015 mit mehr als 11 000 Toten ist dies der bislang schlimmste Ebola-Ausbruch.
Bereits drei Ebola-Fälle in Goma
Vor einigen Wochen war erstmals seit dem Ausbruch vor einem Jahr auch ein Ebola-Fall in der kongolesischen Großstadt Goma aufgetreten. Ein Pfarrer, der in der weiter nördlich gelegenen Region Butembo, dem Krisenherd der Epidemie, seine Hände auf mehrere Kranke gelegt hatte, hatte die Krankheit Mitte Juli in die Grenzstadt gebracht.
Die WHO hatte die Ebola-Epidemie in der Demokratischen Repiblik Kongo nach dem ersten Fall in Goma Mitte Juli als internationalen Gesundheitsnotstand eingestuft, gleichzeitig aber empfohlen, keine Reisebeschränkungen einzuführen.
Bandenkämpfe und Gewalt erschweren die Situation
Die Epidemie ist bereits der zehnte Ebola-Ausbruch in dem zentralafrikanischen Land. Anders als in der Vergangenheit gelingt es jedoch bisher nicht, die Verbreitung des Virus unter Kontrolle zu bekommen. Laut WHO sind dafür die starken Wanderbewegungen der Menschen, schlechte Ausrüstung der Gesundheitszentren und vor allem Misstrauen in der Bevölkerung und die anhaltende Gewalt in der Region verantwortlich.
Verschiedene Milizen und Banden kämpfen im rohstoffreichen Ostkongo um Einfluss. Kranke wagen sich deshalb oft nicht zum Arzt, Helfern wird der Zugang zu Dörfern verwehrt. Anfang des Jahres musste die Organisation Ärzte ohne Grenzen die Arbeit in mehreren Gebieten einstellen, weil es zu Angriffen auf Ebola-Behandlungszentren kam. Allein im ersten Halbjahr 2019 registrierten die Behörden etwa 200 Attacken auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal. Auch Skepsis und Widerstand in der Bevölkerung erschweren den Einsatz der Helfer und verhindern möglicherweise lebensrettende Impfungen.