Süddeutsche Zeitung

E-Scooter:Freie Bahn

Autos sollten den energie­sparenderen Verkehrsmitteln weichen.

Von Christina Kunkel

Mit E-Scootern lassen sich kurze Wege nicht nur zügig, sondern auch mit einem nicht zu vernachlässigenden Spaßfaktor zurücklegen. Die bloße Zulassung der elektrischen Tretroller reicht aber nicht. Rollerfahrer brauchen Platz. Die Befürchtungen sind berechtigt, dass es zu mehr Konflikten kommen wird, wenn sich Autofahrer, Radler und Fußgänger in Zukunft den öffentlichen Raum auch noch mit E-Scootern teilen müssen. Ein friedliches Miteinander gibt es nur, wenn es ein geordnetes räumliches Nebeneinander gibt.

Dafür braucht es flächendeckend breite, abgetrennte Radwege. Den Platz für die Tretroller darf man nicht den Radlern wegnehmen - Parkplätze und Autospuren müssen weichen. Nur so entlastet man die Städte. Und wer nicht auf zwei Rädern unterwegs sein kann oder will, braucht bezahlbare und zuverlässige Ridesharing-Dienste und einen intelligent gesteuerten Nahverkehr.

Verkehrspolitiker sollten jetzt Konzepte entwickeln und festlegen, wo Radwege ausgebaut werden. Aber auch, wo die Roller parken sollen. Nachträgliches Sanktionieren erzeugt Frust. Und der richtet sich gegen die Falschen: gegen angeblich böse Rollerfahrer, rücksichtslose Radler oder dreiste Taxifahrer. Frust haben allein jene Verkehrspolitiker verdient, die das Märchen erzählen, man müsse niemandem etwas wegnehmen, wenn alle entspannt unterwegs sein wollen. Sie müssen es endlich wagen, die Räume in deutschen Städten neu zu verteilen.

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Quelle:
SZ vom 18.05.2019
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