Dutzende Tote in Pakistan:Taliban bekennen sich zu Anschlag

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Zwei Selbstmordattentäter der Taliban haben sich vor der wichtigsten Waffenfabrik Pakistans in die Luft gesprengt. Ihr Ziel: möglichst viele Menschen mit in den Tod reißen.

Zwei Selbstmordattentäter haben mindestens 45 Menschen mit in den Tod gerissen. Sie sprengten sich vor einer Waffenfabrik in Pakistan in die Luft. Mehr als 100 weitere Personen seien verletzt worden, teilte ein Polizeisprecher in Wah mit. Viele seien in einem kritischen Zustand.

Ein Soldat steht vor der Waffenfabrik, vor der die Attentäter die Anschläge verübt haben. (Foto: Foto:)

Die Attentäter hätte ihre Bomben fast gleichzeitig an zwei Werkstoren des Industrie-Komplexes gezündet. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich dort Hunderte Arbeiter nach ihrem Schichtwechsel auf. Ziel der Attentäter sei es gewesen, möglichst viele Zivilisten zu töten, so die Polizei.

Die Urheber des zweiten schweren Anschlags nach dem Rücktritt von Staatspräsident Pervez Musharraf am Montag waren zunächst unbekannt. Premierminister Yousaf Raza Gillani verurteilte die Anschläge und rief dazu auf, die Hintermänner der Attacke zu stellen.

Die Stadt Wah befindet sich in der Provinz Punjab, 45 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Islamabad. Die dortige Waffenfabrik, die Pakistan Ordnance Factories (POF), ist in Besitz des Militärs und gilt als wichtigste Produktionsstätte für konventionelle Waffen und Munition in Pakistan. In dem 1951 gegründeten Industriekomplex sind mehr als 40.000 Menschen beschäftigt.

Soldaten riegelten den Zugang zum Anschlagsort ab. "Überall lagen Leichen, und blutgetränkte Verletzte schrien um Hilfe", sagte ein Augenzeuge, der eine nahe gelegene Tankstelle betreibt. "Viele der Verletzten waren ohne Beine oder Hände. Ich konnte Leichenteile sehen, die in den Bäumen hingen."

Wah ist das Zentrum der pakistanischen Rüstungsindustrie. Dort arbeiten 25.000 Menschen in etwa 15 Fabriken, um Waffen und Munition herzustellen. Pakistan ist ein enger Verbündeter der USA im Kampf gegen den Terrorismus. Extremisten der al-Qaida haben mehrfach Anschläge in dem Land verübt.

Die Fabrik liegt im Nordwesten des Landes, wo die Gefechte zwischen Truppen und islamistischen Extremisten in den vergangenen Wochen eskalierten. Die Aufständischen haben gedroht, eine Serie von Bombenanschlägen zu verüben, sollten sich die Soldaten nicht aus der Region zurückziehen.

Die beiden größten Parteien des Landes stritten nach dem Rücktritt von Präsident Pervez Musharraf unterdessen weiter über die Zukunft des Landes. Die Pakistanische Muslimliga des früheren Ministerpräsidenten Nawaz Sharif drohte mit einem Ausstieg aus der Koalition, sollten die von Musharraf entlassenen Richter nicht wieder eingesetzt werden. Die Zukunft der Regierung hänge von dieser Entscheidung ab, sagte Parteisprecher Sadiqul Farooq.

Die Pakistanische Volkspartei (PPP) erklärte, auch sie unterstütze die Rückkehr der Richter, habe aber noch andere Prioritäten, wie die Verbesserung des Lebensstandards im Land.

Der PPP-Vorsitzende Asif Ali Zardari warf dem früheren Chefrichter am Obersten Gerichtshof, Iftikhar Mohammed Chaudhry, zu große Nähe zur Politik vor. Beobachtern zufolge fürchtet er, Chaudhry könnte die Korruptionsermittlungen gegen ihn wieder anstoßen. Auch auf einen Nachfolger für Musharraf haben sich die Parteien noch nicht einigen können.

© dpa/Reuters/AP/AFP/segi/mati - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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