Dürre:Der Wald braucht Hilfe

Es droht ein weiterer trockener Sommer. Um irreparable Schäden zu verhindern, müssen die Menschen jetzt handeln.

Von Marlene Weiß

Niemand weiß, wie der nächste Sommer wird. Zwar hat sich in Sachen Wettervorhersage viel getan, aber noch sind solche Langfristprognosen so unsicher, dass man meist ebenso gut würfeln könnte. Trotzdem hat der Deutsche Wetterdienst recht, wenn er warnt, dass auf den extremen Dürre-Sommer 2018 ein weiterer trockener Sommer folgen könnte. Denn die Wasserspeicher der Böden sind nach dem vergangenen Jahr schlicht leer.

Das bedeutet, dass die Pflanzenwelt in Deutschland mit einer schweren Hypothek in die nächste Runde startet: Bleibt das Wetter weiterhin so trocken wie bisher in diesem Frühjahr, hat sie keinerlei Reserven, um den fehlenden Niederschlag auszugleichen. Teils sind die Böden jetzt schon so trocken wie im Juli 2018, mitten in der Dürrezeit. Damit wären bei gleichen Wetterbedingungen wie im Vorjahr die Folgen ungleich schlimmer. Vor allem die Wälder würden hart getroffen: Durstige, gestresste Bäume können sich kaum gegen Borkenkäfer und ähnliche Plagen wehren, die es ihrerseits gerne warm und trocken haben. Auch die Waldbrandgefahr steigt, Brände wie jetzt in Thüringen sind die Folge.

Wenn es von Juni bis August Dauerregen gibt, wird man sich über Dürre keine Sorgen mehr machen müssen. Aber es ist auch gut möglich, dass es trocken bleibt, der Klimawandel begünstigt solche Phasen schließlich. Und wie die Natur reagiert, wenn zwei schlechte Jahre aufeinanderfolgen, kann man vielerorts beobachten. Das traurigste Beispiel geben die Korallen des Great Barrier Reef vor Australien ab. Die Hitze-Bleiche des Jahres 2016 wäre vielleicht noch auszuhalten gewesen, jene von 2017 gab dem Riff den Rest, der Schaden ist wohl irreparabel.

Ganz so schlimm wird es für die Wälder in Deutschland schon nicht kommen; das Ökosystem Wald ist glücklicherweise erstaunlich resilient. Trotzdem sollte man sich darauf einstellen, dass Wälder in Deutschland künftig größeren Belastungen ausgesetzt sein werden. Es ist zu spät, den Klimawandel zu verhindern, er ist längst in vollem Gang. Aber man kann den Wäldern helfen, damit umzugehen.

Das betrifft zum einen die Forschung: Noch weiß man zu wenig, um etwa explosionsartiger Schädlingsvermehrung zu begegnen; schon gar nicht, wenn es um Arten geht, denen es in Deutschland ursprünglich zu kalt war. Man könnte auf solche Katastrophen besser vorbereitet sein: Wer ist zuständig, wer zahlt, woher kommt Personal, um rasch einzugreifen?

Vor allem aber muss sich der Wald weiter verändern. Buchen und Eichen etwa sind weniger anfällig für Stürme und Trockenzeiten als Fichten mit ihren flachen Wurzeln. Schädlinge sind auf einzelne Arten und Baumtypen spezialisiert. In einer Monokultur gleichaltriger Bäume können sie monumentale Verheerungen anrichten. Ist der Wald dagegen artenreich und aus jungen und alten Bäumen zusammengesetzt, sieht es ganz anders aus. Der "Waldumbau", wie es Förster nennen, hin zu solchen Wäldern findet schon statt. Das ist nichts, was sich innerhalb von wenigen Jahren bewerkstelligen ließe: Bäume, Buchen und Eichen zumal, brauchen Zeit zu wachsen, Altersstrukturen lassen sich nur langsam verändern, indem man diesen Baum fällt und jenen stehen lässt. Der Umbau ist ein Jahrhundertprojekt, er ist teuer und arbeitsaufwendig. Aber je energischer man ihn angeht, desto eher ist der Wald für die Zukunft bereit.

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