Süddeutsche Zeitung

Drohvideo gegen Deutschland:"Neue Qualität"

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Besorgnis nach Al-Qaida-Video: Das Innenministerium befürchtet, dass sich die Terrorgefahr in Deutschland auch wegen der bevorstehenden Bundestagswahl erhöhen könnte.

Die Sicherheitsbehörden haben sich über das neue gegen Deutschland gerichtete Drohvideo besorgt gezeigt. Es sei eine "neue Qualität", dass sich ein Video des Terrornetzwerkes al-Qaida "so spezifisch" Deutschland annehme, sagte Innenstaatssekretär August Hanning am Montag in Berlin. Der vermummte Sprecher des 30-minütigen Videos sei ein "sehr ernsthafter Islamist". "Das veranlasst uns schon, besorgt zu sein."

Der Mann habe nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden Zugang zu Führungsstrukturen von al-Qaida. Seine Landeskenntnisse über Deutschland seien auch mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen und die Bundestagswahl besorgniserregend.

Der Deutsche ist den Sicherheitsbehörden zufolge bekannt, heißt Bekkay H. und ist marrokanischer Herkunft. Er wurde 1977 geboren und soll zeitweise in Bonn gelebt haben. Seit 2007 soll er sich im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet aufhalten. Er soll Kontakte zu Islamisten unter anderem in Frankfurt, Braunschweig und Ulm gehabt haben.

"Leichtgläubig und naiv"

Hanning nannte den Wortschatz von H. sehr "beachtlich", auch wenn er sich teilweise "verquast" ausgedrückt habe. Er habe vom "intellektuellen Niveau" her ein höheres Potential als der von den Sicherheitsbehörden gesuchte zum Islam konvertierte Deutsche Eric Breininger.

H. sagt in dem Video, das am Wochenende ins Internet gestellt wurde, die Deutschen wären "leichtgläubig und naiv", wenn sie meinten, in Afghanistan "als drittgrößter Truppensteller ungeschoren davon zu kommen". Es sei seit 1993 sein Wunsch, "sich für Allah in die Luft zu sprengen". "Die Finanzkrise fegte den deutschen Stolz weg", sagte H. weiter, der in dem auf Oktober 2008 datierten Video als "Abu Talha, der Deutsche", auftritt. Dabei trägt er einen schwarzen Turban und verdeckt sein Gesicht mit einem schwarzen Tuch.

Als Hinweise auf die neue Dimension der Terrorgefahr sieht das Innenministerium auch die häufiger werdenden Angriffe auf die Bundeswehr im Norden Afghanistans und den Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul vom Wochenende.

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