Drohbrief von Ex-Postvorstand Ude:Steinbrück-Erpresser in Erklärungsnot

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Brisante Details zum Drohbrief an den SPD-Kanzlerkandidaten: Der ehemalige Postvorstand Hermann Ude versuchte laut Angaben von Steinbrücks Frau, das Ehepaar auf eine falsche Fährte zu locken.

Von Hans Leyendecker

Der frühere Vorstand der Deutschen Post, Hermann Ude, der in einem anonymen Drohschreiben mit obskuren Verdächtigungen den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück zum Rückzug aufgefordert hatte, gerät selbst immer mehr in Erklärungsnot. Er wird durch Angaben von Gertrud Steinbrück, der Ehefrau des Kandidaten, zumindest in seiner moralischen Integrität zusätzlich belastet.

Ude hatte am 30. August anonym mit Enthüllungen über eine angeblich von Steinbrück Ende der Neunzigerjahre schwarz beschäftigte Putzfrau gedroht. Die Steinbrücks hatten die Ermittlungsbehörden eingeschaltet und den Anschuldigungen vehement widersprochen.

Danach hatte sich der Briefschreiber selbst bei der Staatsanwaltschaft gestellt. Die Beamten ermitteln gegen ihn wegen des Verdachts auf versuchte Nötigung.

Weil er bei seiner Einlassung behauptet habe, der Brief sei "aus Versehen" in die Post gelangt, möchte sie, so Steinbrück, den Fall um "einige Details ergänzen". Sie schrieb ihre "Kontakte mit Herrn Ude im Zusammenhang mit dem erpresserischen Brief" auf. Ihre Stellungnahme wurde an die Ermittler weitergeleitet.

Dringende Bitte um Rückruf

Demnach soll sich das frühere Post-Vorstandsmitglied, zwei Tage bevor der Fall öffentlich wurde, dreimal bei ihr gemeldet und dringend um einen Rückruf gebeten haben. Es gehe um die ehemalige Putzfrau Steinbrücks, die bei ihm seit vielen Jahren als Haushaltshilfe arbeitet. Der Schilderung von Gertrud Steinbrück zufolge hat sie ihm dann in dem Telefonat von dem "Erpresserbrief" erzählt. An dem Vorwurf sei nichts dran, habe sie ihm auch erklärt.

Der Ex-Postler hat sich nicht offenbart, sondern beklagt, was Politikern heutzutage so widerfährt. Er habe Mitgefühl mit den Steinbrücks, die "immer wieder mit Anfeindungen" umgehen müssten, soll er gesagt habe. Er frage sich, wie Frau Steinbrück das aushalte. In dem Telefonat soll er Vermutungen zum Hintergrund des Erpresserbriefes angestellt haben. Er habe dabei versucht, so Steinbrück "eine Fährte auszulegen, die ihn nicht berührt".

Seiner damaligen Schilderung zufolge könnte möglicherweise ein Bekannter der Putzfrau den anonymen Brief geschrieben haben, der mit ihr den Kandidaten im Fernsehen gesehen habe. An dem Fernsehabend seien auch Illegale in der Wohnung der Putzhilfe gewesen, die sie nicht verraten wolle.

© SZ vom 20.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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