Drogengeld für die Taliban:Mal Weizen, mal Opium

Opium gehört zu den wichtigsten Exportgütern Afghanistans. Die Einnahmen dienen vor allem zur Finanzierung der Aufständischen. Der Regierung fällt es schwer, den Anbau einzudämmen.

Ulrich von Schwerin

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Opiumfeld nahe Kandahar, Afghanistan, Reuters

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Rosa blühende Opiumfelder sehen schön aus - doch sie sind eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Aufständischen in Afghanistan. Obwohl in diesem Jahr der Opiumanbau erstmals seit drei Jahren zurückgegangen ist, bleibt das zentralasiatische Land weiterhin der größte Opiumproduzent der Welt.

Vergangenes Jahr stammten 93 Prozent der weltweit verbrauchten Opiate aus Afghanistan. Nachdem die Produktion 2007 mit 8200 Tonnen einen neuen Rekord erreicht hatte, ist sie dieses Jahr auf 7700 Tonnen gefallen. Dies ist weniger auf die Politik als auf die herrschende Dürre zurückzuführen.

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Opiumfeld nahe Kandahar, Afghanistan, Reuters

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Trotz des staatlichen Verbots ist der Anbau von Opium für Bauern attraktiv. Die Pflanze ist relativ anspruchslos und bringt finanziell einen viel höheren Ertrag als andere Feldfrüchte. Dieses Jahr hat allerdings die Dürre den Mohnplantagen geschadet und den Preis von Weizen in die Höhe getrieben.

Damit ist der Getreideanbau für die Bauern wieder attraktiver geworden. Das aus einem Hektar Land erzielbare Einkommen lag für Opium im Verhältnis zu Weizen dieses Jahr bei drei zu eins. Im Vorjahr war es noch zehn zu eins. So erbringt ein Hektar Opium heute 4662 Dollar, ein Hektar Weizen 1625 Dollar.

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Männer auf Opiumfeld, Helmand Afghanistan, AP

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Die Gewinnung von Rohopium ist einfach. Die ausgewachsenen, noch unreifen Früchte werden am Nachmittag vorsichtig angeschnitten. Die klebrige Masse, die dabei herausläuft, wird am folgenden Morgen eingesammelt. Diesen Prozess wiederholt man mehrere Tage. Der Ertrag pro Hektar lag in diesem Jahr mit 48,8 Kilogramm höher als 2007, als nur 42,5 Kilogramm pro Hektar geerntet wurden.

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Rohopium, Nagarhar Afghanistan, AP

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Das Rohopium wird in der Regel noch vor Ort zu Mophium weiterverarbeitet, da Rohopium aufgrund seines größeren Volumens schwierig zu transportieren ist. Morphium ist ein klebriger, brauner Stoff, der zu Würfeln gepresst in der Sonne getrocknet wird. Er kann entweder selbst konsumiert werden, oder in einem weiteren Schritt im Labor zu dem deutlich stärkeren Heroin verarbeitet werden.

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Rohopiumhändler in Kandahar, Afghanistan, AP

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Die verschiedenen Zwischenhändler behalten einen Großteil des Gewinns. Ein afghanischer Opiumbauer erhält dieses Jahr pro Kilo frisches Rohopium im Schnitt 70 Dollar. In den vergangenen Jahren sind die Preise wegen des hohen Angebots gefallen. Im Vorjahr kostete das Kilo Rohopium noch 86 Dollar. Auf dem europäischen und amerikansichen Markt bringen die aus dem Opium gewonnen Derivate allerdings ein Vielfaches.

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Drogengeld, Kandahar Afghanistan, AP

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Ein Großteil des Gewinns aus dem Opiumgeschäft wird von den Taliban abgeschöpft, die nicht nur die Anbaugebiete, sondern auch die Verarbeitung und Vermarktung der Drogen kontrollieren. Die rund 2,4 Millionen Bauern, die nach Auskunft der UN ihr Geld mit Opium verdienen, bekommen geschätzte 732 Millionen Dollar für ihre Ernte, das sind sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Einnahmen der Taliban dürften um ein Vielfaches höher liegen.

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Afghanische Polizisten auf Opiumfeld, Afghanistan, AP

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Seit Jahren versuchen die afghanischen Behörden, den Opiumanbau unter Kontrolle zu bekommen. Als radikalste Lösung steht die Vernichtung der Felder. Da die Bauern damit aber ihr gesamtes Einkommen verlieren, riskiert dies, sie in die Arme der Taliban zu treiben. 2008 wurden nur 5480 Hektar zerstört gegenüber 19.047 Hektar im Vorjahr. Die menschliche Kosten seien dennoch sehr hoch gewesen, heißt es von der UN.

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Drogenvernichtung, Afghanistan, AP

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Die UN fordert, sich stärker auf die Vertriebswege des Opiums zu konzentrieren. Anstatt die Felder zu zerstören, sollten lieber die Labore und Kuriere ins Visier genommen werden. Dafür müssten sich die Behörden aber mit den Behörden anlegen. Immer wieder werden größere Lieferungen gefasst und öffentlich in Brand gesetzt. Doch das meiste gelangt ungehindert in die Nachbarländer, vor allem nach Pakistan, Iran und Tadschikistan, von wo es weiter in den Westen transportiert wird.

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Drogenabhängiger, Afghanistan, AP

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In Afghanistan, ebenso wie entlang der Hauptdrogenrouten, hat sich eine bedeutende Drogenszene entwickelt. In dem vom Krieg zerstörten Land bieten die Drogen für viele den einzigen Ausweg, einem von Hunger, Armut und Hoffnungslosigkeit geprägten Leben zu entkommen. Zu der Zahl der Drogenabhängigen sowie der Drogentoten gibt es nur Schätzungen.

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Antonio Maria Costas, Chef UNODC, AFP

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Antonio Maria Costas, der Chef des UN Büros zur Drogenbekämpfung, hat die Regierung, die Behörden sowie die Stammes- und Ältestenräte in Afghanistan aufgerufen, den Bauern Alternativen zum Opiumanbau aufzuzeigen. Zudem sollte nach den Opiumreserven gesucht werden. Die diesjährige Ernte, auch wenn sie niedriger als im Vorjahr ausgefallen ist, liegt rund 3000 Tonnen über dem Weltopiumkonsum. Es wird angenommen, dass die Drogenbarone die zusätzliche Menge zurückbehalten, um die Preise nicht kaputt zu machen.

Zudem warnt Costas davor, angesichts der ersten Erfolge bei der Belämpfung des Opiumanbaus nicht den Kampf gegen Cannabis zu vergessen. Diese Droge sei mit mittlerweile 56 Dollar pro Kilogramm fast so lukrativ wie Opium. Und die kultivierte Fläche steige rapide an.

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