NS-Zeit:Barbarisierung des Krieges

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Erinnerung an ein unvorstellbares Massaker: Gedenkskulptur in Babyn Jar bei Kiew, wo die deutschen Besatzer an zwei Septembertagen im Jahr 1941 mehr als 33 000 ukrainische Jüdinnen und Juden ermordeten. (Foto: Thielmann/Imago)

Ein neuer Sammelband betrachtet die Methoden nationalsozialistischer Besatzungspolitik. In Osteuropa gingen SS und Wehrmacht von Anfang an mit größter Brutalität vor, in Westeuropa war es zunächst anders - doch das änderte sich spätestens nach der Niederlage bei Stalingrad.

Von Florian Keisinger

Die 17 Autorinnen und Autoren des vom Berliner Antisemitismusforscher Wolfgang Benz herausgegebenen Bandes zur nationalsozialistischen Besatzungspraxis in Europa dürften sich beim Abfassen ihrer Beiträge nicht bewusst gewesen sein, dass ihr Thema bei Erscheinen des Buches gleich in dreifacher Hinsicht von politischer Relevanz sein würde. Erstens, und das war die ursprüngliche Absicht, liefert die Darstellung eine intellektuelle Flankierung und Unterfütterung des vom Bundestag 2020 beschlossenen Dokumentationszentrums zur deutschen Herrschaft in Europa 1938 bis 1945, dessen konzeptionelle Ausgestaltung derzeit in den Händen des Deutschen Historischen Museums (DHM) liegt. Nachdem sich das DHM in den vergangenen Jahren eher durch Personalquerelen als debattenprägende Ausstellungsformate hervorgetan hat, sieht dessen Präsident Raphael Gross im Aufzeigen des NS-Besatzungswesens nun eine Chance, mit "historische[r] Urteilskraft die Auseinandersetzungen im Europa der Gegenwart" zu stärken.

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