Dresden: Mord an Marwa El-Sherbini:16 Messerstiche, einer ins Herz

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"Wie ein Berserker": Fünf Monate nach dem Mord im Gerichtssaal an der Ägypterin Marwa El-Sherbini wurde der Obduktionsbericht vorgelegt. Auch der damalige Richter sagte aus.

Die in einem Dresdner Gerichtssaal niedergestochene Ägypterin Marwa El-Sherbini hatte keine Überlebenschance. Das berichtete die Rechtsmedizinerin Christine Erfurt am Dienstag in der Verhandlung gegen den mutmaßlichen Mörder der 31 Jahre alten Frau.

Der Angeklagte Alex W. muss sich wegen Mordes, versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung verantworten. (Foto: Foto: dpa)

Erfurt sagte am zweiten Tag des Prozesses vor dem Dresdner Landgericht, das Opfer habe angesichts der schweren Verletzungen nicht lange überleben können. Die 31-Jährige sei an inneren Blutungen gestorben.

Bei der Obduktion wurden 16 Stichverletzungen festgestellt. Von den Messerstichen, die teilweise bis zu 18 Zentimeter tief gewesen seien, habe einer das Herz getroffen. Auch die 13 Stiche in den Rücken der Frau können für sich genommen tödlich gewesen sein, sagte die Rechtsmedizinerin.

Die Stiche seien teilweise bis zu 18 Zentimeter tief und hätten zahlreiche innere Organe verletzt, darunter die Lunge und das Herz. "Es muss mit erheblicher Wucht zugestochen worden sein", fügte sie hinzu. So seien auch mehrere Rippen durchtrennt worden. Offenkundig hatte die schwangere Ägypterin keine Chance, sich zu wehren. "Wir haben keine Abwehrverletzungen festgestellt", sagte Erfurt.

Den im Gericht anwesenden Angehörigen von Marwa El-Sherbini war angeboten worden, die Aussagen über die Obduktion nicht mit anhören zu müssen. Ehemann Elwy Ali Okaz blieb im Saal und wirkte bei den Worten Erfurts gefasst.

Auch der damalige Richter sagte aus: Der Angeklagte bedrohte bei der Bluttat auch ihn mit dem Messer. "Ich dachte, er sticht mich jetzt in dem Moment ab", sagte Tom Maciejewski im Dresdner Landgericht. Bei der Schilderung des Geschehens in seinem Gerichtssaal versagte dem 46-Jährigen kurzzeitig die Stimme, er rang mit den Tränen.

Der Russlanddeutsche habe plötzlich "wie ein Berserker" auf die junge Mutter eingeschlagen, die nach ihrer Zeugenaussage habe gehen wollen. Alles sei "rasend schnell" gegangen, die dumpfen Schläge hätten sich wie Maschinengewehrsalven angehört: "zack, zack, zack", sagte Maciejewski. El-Sherbini und ihr Mann erlitten bei der Attacke jeweils mindestens 16 Messerstiche.

Seit Montag muss sich der 28-jährige Russlanddeutsche Alex W. wegen Mordes an Marwa El-Sherbini und wegen versuchten Mordes an deren Ehemann verantworten. Das Motiv sieht die Staatsanwaltschaft in einem "ausgeprägter Hass auf Nichteuropäer und Moslems". Alex W. war wegen Beleidigung der Ägypterin vom Dresdner Amtsgericht im November 2008 zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

In der Berufungsverhandlung vor dem Landgericht stürzte er sich am 1. Juli mit einem Messer auf die Frau, nachdem sie als Zeugin ausgesagt hatte. Auch ihren Ehemann, der ihr zu Hilfe kam, stach er nieder. Tatwaffe war ein 32 Zentimeter langes Küchenmesser mit einer 18 Zentimeter langen Klinge. Der Angeklagte hatte die Waffe nach bisherigen Ermittlungen in einem Rucksack mit ins Gericht geschmuggelt.

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