Dresden:"Eine andere Art des Miteinanders"

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In Dresden gründet sich ein Bündnis für Respekt und Toleranz - zwei Jahre nach dem Beginn von Pegida will es die Diskussion normalisieren.

Von Cornelius Pollmer, Dresden

Mehr als zwei Jahre nach dem Aufkommen der Pegida-Bewegung hat sich in Dresden ein breites gesellschaftliches Bündnis für Respekt und Toleranz gegründet. Unter dem Motto "Was uns eint" fordert die Initiative dazu auf, sich Gewalt und Populismus entgegenzustellen. Zu den gut 80 Erstunterzeichnern gehören Vertreter von Religionen und Bildungseinrichtungen, Kulturstätten und der Wissenschaft. Zudem unterstützen Vertreter der meisten größeren Parteien den Aufruf. Bei der Vorstellung am Montag etwa war der Landesvorsitzende der Linkspartei, Rico Gebhardt, genau so zugegen wie der Generalsekretär der sächsischen CDU, Michael Kretschmer. Gebhardt sagte, die Unterzeichner seien sich ihrer Unterschiedlichkeiten durchaus bewusst. Doch stünden alle Unterzeichner vor einer gemeinsamen Aufgabe, nämlich der "Verteidigung unserer demokratischen Errungenschaften und es fair plays in der politischen Auseinandersetzung". Kretschmer sagte, die Unterstützer wünschten sich "eine andere Art des Miteinanders". Es gehe nicht um Redeverbote, es gehe um Respekt voreinander.

Wörtlich heißt es in dem am Montag veröffentlichten Papier: "Dass sich nicht einmal 27 Jahre nach den friedlichen Bürgerprotesten in unserem Land, und auch in Sachsen und Dresden, wieder ein Klima der Ausgrenzung und Gewaltbereitschaft ausbreitet, beschämt uns. Entschlossen stellen wir uns Brandstiftern, Gewalttätigen und Populisten entgegen." Der Aufruf ist eine Reaktion auch auf Pöbeleien gegen Gäste in Dresden am Tag der Deutschen Einheit sowie auf die nach wie vor regelmäßigen Demonstrationen der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung. Das Papier soll nun eine gemeinsame Grundlage für Aktivitäten unter dem Motto "Dresden.Respekt" sein. In den nächsten Wochen werde ein Veranstaltungskatalog erstellt, sagte der Medizinprofessor Gerhard Ehninger, Initiator des Aufrufs. Ehninger hatte sich schon früh gegen den in Dresden erstarkenden Rechtspopulismus gestellt und unter anderem ein Konzert für Weltoffenheit organisiert.

Ziel des neuen Bündnisses, dem Vertreter fast aller demokratisch organisierten Gruppen angehören, sei eine "breite Bewegung der Bürgerschaft", sagte Ehninger. Seit dem Erstarken der Pegida-Bewegung im Herbst 2014 wird der Gegenprotest vor allem von wenigen Engagierten getragen. Immer wieder wurden deswegen mehrheitliche Schweigsamkeit und Tatenlosigkeit der Dresdner Stadtgesellschaft beklagt. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der erst kürzlich zu mehr Engagement aufgerufen hatte, sieht in dem neuerlichen Aufruf eine "Geschäftsgrundlage" für künftige Debatten.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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