Dann ist Döring dran, der neue Generalsekretär. Es ist sein erster großer Auftritt nach dem überraschenden Rücktritt von Christian Lindner. Der ist an diesem Freitag auch im Saal und zieht vor Beginn der Veranstaltung viel Aufmerksamkeit auf sich, weil er im Zuschauerraum steht und mit Parteifreunden scherzt.
Da klatschen sie noch: Patrick Döring, Philipp Rösler, Birgit Homburger und Rainer Brüderle nach dem traditionellen Dreikönigstreffen der FDP. Schon beim Verlassen des Saals mussten sie sich unangenehmen Fragen stellen.
(Foto: dpa)Döring redet gegen Lindner an und gegen die Vorwürfe, er habe Rösler mit seinem Zitat ("Kein Kämpfer") in Bedrängnis gebracht. Der neue General tänzelt hinter dem Rednerpult. Er ist unter Zeitdruck, weil Homburger zum Auftakt sehr lange gesprochen hat. Döring verhaspelt sich, er schaut oft auf sein Manuskript. Seine Rede ist nicht so feinsinnig wie die von Lindner aus dem Vorjahr. Aber auch Döring kommt gut an.
Er arbeitet sich am politischen Gegner ab, wie Generalsekretäre das eben so machen. "SPD und Grüne haben sich ganz von der Mitte verabschiedet", sagt er. Rot-Grün plane für den Fall einer Machtübernahme im Bund massenweise Verbote und Steuererhöhungen. "Das Prinzip ist klar: Am besten verbieten, und wenn das nicht geht, wenigstens besteuern."
Wirtschaft, Wachstum, Wohlstand
Schließlich ist Rösler dran. Es ist 12.09 Uhr, als er nach vorne tritt. Sein Manuskript ist acht Seiten lang, unterteilt in acht Themenbereiche: Wachstum, Regulierung der Finanzmärkte, Fachkräfte, Mindestlohn, Energiepolitik, Entschuldung, Partei und Rechtsextremismus.
Wachstum ist das Leitmotiv, Rösler benutzt es andauernd. Wachstum schaffe Arbeitsplätze und soziale Sicherheit. Aber es mache Deutschland auch umweltfreundlicher, weil es für Innovationen sorge. Wachstum sei für die FDP "kein Fetisch", der Mensch stehe stets im Mittelpunkt. Aber Wachstum dürfe auf keinen Fall begrenzt werden. "Nur die FDP steht dafür, dass Wachstum auch morgen noch möglich ist. Das ist unser Thema, das ist unser Auftrag", ruft Rösler. "Wirtschaft, Wachstum und Wohlstand" seien das Ziel der Liberalen.
Dass die Partei so schlecht darstehe, sei auch die Schuld der Medien. "Die öffentliche Meinung und die veröffentlichte Meinung fallen auseinander", klagt Rösler. Das habe sich besonders bei der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 gezeigt: "Am Ende waren nicht die Lautesten in der Mehrheit, sondern die Vernünftigen. Und die FDP war Teil dieser Mehrheit."
Die Zuhörer spenden ihm langen Applaus, aber manch einer sagt, Westerwelle sei damals mitreißender gewesen. Und Brüderle am Donnerstag kämpferischer. Und wiederum andere sprechen gar nicht über Rösler, sondern ausschließlich über Kramp-Karrenbauer und die geplatzte Koalition an der Saar. Wie sagte Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel? "Wenn uns der Wind auch so sehr ins Gesicht bläst: Wir wanken nicht und drehen uns nicht um."
Der Wind ist am Freitag noch einmal stärker geworden.