Süddeutsche Zeitung

Drei Jahre nach Fukushima:Japan setzt wieder auf Atomkraft

Lesezeit: 1 min

Seit der Reaktorkatastrophe vor drei Jahren sind alle Atomkraftwerke in Japan ausgeschaltet. Doch die Regierung in Tokio beschließt den Ausstieg aus dem Atomausstieg. Die ersten Meiler sollen wieder hochgefahren werden. Auch den Bau neuer Reaktoren schließt sie nicht aus.

Japan setzt ungeachtet der Atomkatastrophe in Fukushima-1 auch in Zukunft auf Atomenergie. Die rechtskonservative Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe ist endgültig von dem von der Vorgängerregierung verkündeten Atomausstieg abgerückt. Ein vom Kabinett beschlossener neuer langfristiger Energieplan definiert Kernenergie als "wichtige Quelle" zur Abdeckung der Grundlast bei der Energieversorgung.

Man werde wieder Atomreaktoren hochfahren, die die neuen Sicherheitsauflagen erfüllen. Derzeit sind alle 17 Atomkraftwerke mit etwa 50 Reaktoren aus Sicherheits- und Wartungsgründen abgeschaltet. Zum Ausgleich wurden Wärmekraftwerke hochgefahren, weswegen Japan verstärkt Gas, Öl und Kohle importieren muss. Das Ziel, den CO₂-Ausstoß um 25 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken, wurde bereits revidiert.

Mit ihrem neuen Energieplan lässt die Regierung Abe die Möglichkeit offen, neue Atomreaktoren zu bauen. Abes Liberaldemokratische Partei (LDP) steht traditionell der Atomindustrie nahe. Umfragen zufolge sprechen sich allerdings etwa 80 Prozent der Japaner für die Abkehr von der Atomkraft aus.

Vor der Atomkatastrophe in Fukushima in Folge des schweren Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 deckte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt rund ein Drittel ihres Strombedarfs mit Atomkraftwerken ab. Damals sollte dieser Anteil weiter erhöht werden.

Nur eine Fußnote wird den erneuerbaren Energien gewidmet

Experten in Tokio gehen davon aus, dass von den bestehenden Atommeilern etwa ein gutes Dutzend wieder in Betrieb gehen könnte. Hierzu müssen sie die neuen - nach Darstellung der Regierung weltweit schärfsten - Sicherheitsauflagen erfüllen. Zugleich hält die Regierung Abe an ihrem Vorhaben fest, ein System zur Wiederaufbereitung abgebrannten Atombrennstoffs zu schaffen.

Japans Stromversorgung wird damit auch zukünftig auf einem Mix aus Atomkraft, fossilen Energieträgern sowie erneuerbaren Energien basieren. In einer Fußnote wurde jedoch vermerkt, dass man den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 stärker ausbauen wolle als im vorherigen Energieplan vorgesehen. In dem Energieplan von 2010 war ein Anteil von 20 Prozent angestrebt worden. Neue Zahlen liegen allerdings noch nicht vor.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1935179
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/schma
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.